Mit einer Gedenkkundgebung unter dem Motto „Gegen das Vergessen – Never again is now“ haben mehr als 2.000 Bürgerinnen und Bürger am Sonnabend auf dem Opernplatz in Hannover ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. Die Polizei zählte nach eigenen Angaben „in der Spitze rund 1.800 Personen“ und meldete einen Zwischenfall, der kurz vor dem geplanten Abschluss die Veranstaltung störte. Aufgerufen zur Kundgebung hatte das Bündnis gegen Antisemitismus Hannover.
Laut Polizei näherten sich gegen 17.55 Uhr zwei Personen aus dem Bereich Windmühlenstraße, die pro-palästinensische Ausrufe skandierten. Daraufhin seien die beiden 25 Jahre alten Männer von mehreren Teilnehmenden der Gedenk-Versammlung attackiert worden. Einer der beiden Männer sei leicht verletzt worden, zudem sei eine mitgeführte Tasche beschädigt worden. Die Angreifer entkamen den Angaben zufolge unerkannt. Die Polizei hat nach dem Zwischenfall Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung sowie Sachbeschädigung eingeleitet.
In der ansonsten störungsfreien Veranstaltung hatte der Vorsitzender der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft-AG Hannover, Kay Schweigmann-Greve, in einem Wortbeitrag betont, das „Problem von Rechtsradikalismus und Antisemitismus“ sei „in die Mitte unserer Gesellschaft gerückt“. Immer mehr Menschen schienen Rassismus, Antisemitismus und die Verächtlichmachung demokratischer Politiker und staatlicher Institutionen für „auch eine Meinung“ zu halten, die man hinnehmen müsse. Die Demos der jüngsten Zeit seien „wichtig um das Gefühl zu brechen, unsere Gesellschaft entwickele sich unaufhaltsam nach rechts – das tut sie nicht“.
Die Gedenkkundgebung bildete den Auftakt für „Aktionswochen gegen Antisemitismus“. Dafür sind bis zum 10. Februar unter anderem Podiumsgespräche und ein Kippa-Spaziergang geplant. Das vollständige Programm steht online unter hannovergegenantisemitismus.de/programm.
Zu dem im November gegründeten Bündnis gegen Antisemitismus Hannover gehören verschiedene Organisationen, Vereine und Verbände, Parteien, Gewerkschaften sowie Kirchen und Weltanschauungsgemeinschaften in Hannover. Erklärtes Ziel ist es, auf den seit Anfang Oktober 2023 ansteigenden Antisemitismus aufmerksam zu machen und den Druck auf die lokale Politik zu erhöhen, damit sie wirksame Maßnahmen ergreift.