Der islamische Prediger und Erdogan-Gegner Fethullah Gülen ist tot. Sein Neffe Ebuseleme Gülen bestätigte auf dem Kurznachrichtendienst X entsprechende türkische Medienberichte. Demnach starb der 83-Jährige am Sonntagabend in seinem Exil in den USA. Der Islamgelehrte begründete in der Türkei die Bewegung “Hizmet” (türk. “Dienst”), die ab den 1980er Jahren großen Einfluss im türkischen Staatsapparat, in der Medienlandschaft und im Bildungswesen gewann. Die weitverzweigte Bewegung gründete dort tausende Schulen, Radio- und Fernsehsender sowie Wirtschaftsunternehmen. Auch in Dutzenden weiteren Ländern ist sie aktiv. In Deutschland unterhält “Hizmet” mehrere Schulen, rund 150 Nachhilfeinstitute und weitere Einrichtungen.
Fetullah Gülen ruhunun ufkuna yürüdü. Allah rahmet eylesin.
— Ebuseleme Gülen (@EbuselemeGulen) October 21, 2024
Der 1941 in Ostanatolien geborene Gülen war seit den 1990er Jahren enger Verbündeter des künftigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Beide einte die Opposition gegen die kemalistische Staatselite und die streng laizistische Ordnung der Türkei. 1999 ging der Prediger deshalb ins Exil in die USA. 2013 kam es auch zum endgültigen Bruch zwischen Präsident Erdogan und der “Hizmet”, nachdem gülenistische Staatsanwälte gegen regierungsnahe Kreise wegen Korruption ermittelt hatten, unter anderem gegen Erdogans Sohn.
Nach dem gescheiterten Militärputsch wurden zehntausende Gülen-Anhänger verhaftet
Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei am 15./16. Juli 2016 erklärte Erdogan den Prediger und seine Bewegung zum Drahtzieher des Umsturzversuchs. Gülen wies das zurück, die Hintergründe sind bis heute nicht aufgeklärt. Dennoch wurden danach zehntausende Gülen-Anhänger verhaftet und die Bewegung in der Türkei zerschlagen. Seitdem ist sie nur noch im Ausland aktiv, vor allem in der türkischen Diaspora in Europa und den USA.