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Präsidenten Duda und Steinmeier gedenken Warschauer Aufstand

Vor 80 Jahren begann der Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer. Die Präsidenten Polens und Deutschlands würdigen gemeinsam den Freiheitskampf der Aufständischen. Beide ziehen auch eine Parallele zur Ukraine.

Die Präsidenten Polens und Deutschlands, Andrzej Duda und Frank-Walter Steinmeier, haben bei einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung an den Warschauer Aufstand vor 80 Jahren erinnert. Duda würdigte den Aufstand gegen die deutschen Besatzer am Mittwochabend in Warschau als “moralische Grundlage für unsere Unabhängigkeit”, die Polen erst 1989 wiedererlangt habe. Die polnischen Widerstandskämpfer seien Helden, denen Ehre gebühre.

Beide Staatsoberhäupter leiteten aus dem Warschauer Aufstand mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auch eine Absage an jegliche Besatzung ab. Es spiele keine Rolle, ob es sich um eine deutsche, sowjetische oder russische Besatzung handele, so Duda: “Die freie Welt ist damit nicht einverstanden.” Steinmeier sagte: “Wir werden Unrecht und Unfreiheit, Angriff und Besatzung in Europa niemals wieder hinnehmen.”

Der Bundespräsident wandte sich direkt an die Überlebenden des Warschauer Aufstandes und bat sie um Verzeihung für die deutschen Verbrechen: “Ich bitte, gerade heute und gerade hier, um Vergebung.” Deutscher Nationalismus, Imperialismus und Rassismus führten laut Steinmeier zu den “grauenhaften Verbrechen”, gegen die sich Polen im Warschauer Aufstand gewehrt habe. Es gehe darum, aus dem Vergangenen für eine bessere Zukunft zu lernen.

Am 1. August 1944 hatten sich Angehörige der polnischen Heimatarmee in Warschau gegen die deutschen Besatzer erhoben. Der Aufstand dauerte 63 Tage bis zur endgültigen Niederschlagung. Historiker sprechen von einem “genozidalen Exzess”. Die Deutschen töteten rund 200.000 Polen, darunter etwa 18.000 Widerstandskämpfer, und zerstörten Warschau fast vollständig.

Der Bundespräsident sagte, er verbeuge sich mit dem größten Respekt vor “der Tapferkeit, vor der todesmutigen Einsatzbereitschaft der Kämpferinnen und Kämpfer, vor dem unbedingten Willen zur Freiheit, zur Bewahrung der eigenen Würde”. Man dürfe nicht vergessen, “welch unermessliches Leid wir Deutschen über unser Nachbarland gebracht haben, mit welcher Brutalität, mit welchem Vernichtungswillen die deutschen Besatzer gegen die gesamte Bevölkerung vorgegangen sind, nachdem sie am 1. September 1939 Polen überfallen hatten”. Polen sei schrecklich verwüstet worden.

Das Leid und die Trauer wirkten bis heute in vielen Familien fort. Die polnischen Bürgerinnen und Bürger würden den Warschauer Aufstand nie vergessen, so Steinmeier.

Vor den Ansprachen nahmen beide Präsidenten am Denkmal für den Warschauer Aufstand an einem Gottesdienst teil. Polens katholischer Militärbischof Wieslaw Lechowicz erklärte in seiner Predigt, die Aufständischen hätten gezeigt, “wie man sich um Freiheit, Sicherheit und Frieden kümmert”. Am Donnerstag werden um 17 Uhr zum Gedenken an den Beginn des Aufstandes in Warschau wie jedes Jahr am 1. August die Kirchenglocken läuten und Sirenen heulen. Diesmal sollen dann auch Militärflugzeuge über die Hauptstadt fliegen.