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Post aus der digitalen Kirche

Die digitale Kirche kann und will das analoge Gemeindeleben und die analoge Kirche nicht ersetzen. Aber sie ergänzt sie. Auf moderne und ­frische Weise

Von Maike Schöfer

Unter dem Hashtag  #digitalekirche bloggen und vernetzen sich christ­liche Menschen in den sozialen Medien, unter anderem bei Instagram, Twitter und TikTok. Das Spannende: Die digitale Kirche ist selbstverständlich ökumenisch und nicht an einen kohlenstofflichen Ort gebunden. Über landeskirchliche Grenzen  hinweg, bilden Christ*innen eine ­digitale Gemeinschaft, die jederzeit erreichbar ist. Verschiedene Formate haben sich etabliert: Jeden Dienstagabend gibt es abwechselnd mit Pfarrer Nico Ballmann und ­Pfarrerin Jessica Hamm eine digitale Andacht bei Instagram. 

Auch ich bin seit zwei Jahren in den sozialen Medien aktiv und habe den Hashtag #glaubeteilen initiiert, um auf Instagram über Glaube ins Gespräch zu kommen. Einmal im Monat gebe ich einen Satzanfang ­bekannt (zum Beispiel „Ich träume von einer Kirche …“) und fordere die User*innen auf, diesen Satz zu be­enden.  Aber auch das #twomplet auf Twitter hat sich bewährt.  Das Twomplet (Kunstwort aus Twitter und Komplet) ist ein digitales Nachtgebet, bei dem  viele Nutzer*innen teilnehmen und zusammen beten. Ganz anonym, aber trotzdem verbunden. 

Es gibt zahlreiche Angebote. Da sind Gottesdienste oder Andachten bei Youtube ( zum Beispiel die Zahnputz-Andachten), Online Games (eclesia-digitale.de),  feministische Andachten bei Instagram (@fak.kolletiv), Netzwerke, in denen sich christliche Blogger*innen zusammenschließen (ruach.jetzt Netzwerk, yeet Netzwerk), wissenswerte und lustige Clips auf TikTok (@semdietterle) oder virtuelle Kirchraumbesichtigungen (zum Beispiel der Spandauer St.-Nicolai-Kirche). 

Das, was digitale Kirche aber wirklich ausmacht, ist, dass jede*r sich selbst einbringen und gestalten  kann, mit den ganz eigene Stärken, Interessen und Ansichten. Aber auch, dass viele digitale Christ*innen  im Netz Gleichgesinnte finden, die sie in analogen Gemeinden vermissen. Oder, dass Christ*innen zu jeder Uhr- und Tageszeit  an geistlichen Angeboten teilnehmen können. Und, dass manchmal sogar kirchenferne Menschen über soziale Medien wieder einen Zugang zu Kirche und Glaube finden. 

Die digitale Kirche kann und will das analoge Gemeindeleben und die analoge Kirche nicht ersetzen. Aber sie ergänzt sie. Auf moderne und ­frische Weise. Also surfen Sie doch mal durch die digitale, christliche Welt – sie werden überrascht sein über die Vielfalt und die große Community.