Fünf Jugendredakteure unterstützten die Kirchentagszeitung mit viel Elan und Leidenschaft während des Kirchentages. Zum Abschluss sprachen Vivien Löpelmann (14) und Lucas Zemke (15) Bischof Markus Dröge über seine persönlichen Highlights auf dem Kirchentag, Christen in der AfD und was den Bischof so umtrieb, als er 14 Jahre alt war.
Herr Bischof Dröge, wie haben Sie den Kirchentag erlebt? Der Kirchentag war sehr lebendig und vielfältig. Hier in Berlin wurde das Wetter von Tag zu Tag besser und es herrschte eine tolle Stimmung. Es begann mit einem wunderbaren Abend der Begegnung, der 200.000 Leuten anzog. Gemeinden aus der gesamten Landeskirche kamen, um Gastgeber zu sein. Es gab viele interessante Gespräche.
Was war Ihr Kirchentags-Highlight?
Es gab so viele Highlights, dass ich mich nicht auf eines festlegen könnte. Der Eröffnungsgottesdienst vor dem Reichstag war ein toller Einstieg. Es fing zehn Minuten vor Beginn an zu regnen. Doch als wir auf die Bühne kamen, schien wieder die Sonne und das den ganzen Gottesdienst über. Das war eine wunderbare Kulisse. In meiner Predigtkirche St. Marien war die ökumenische Bibelarbeit mit meinem Kollegen Erzbischof Heiner Koch ein weiteres Highlight für mich.
Wie lässt sich Ökumene in Zukunft umsetzen? Der Kirchentag war sehr ökumenisch ausgerichtet. Leute aus aller Welt sind aus unseren Partnerkirchen angereist. Ökumene lässt sich am besten umsetzen, wenn wir uns auf das besinnen, was wir gemeinsam haben. Wir haben den größten Teil im christlichen Glauben gemeinsam. Es heißt nicht, dass man die Unterschiede nicht stehen lassen kann. Wir haben unterschiedliche Traditionen und solange sie nicht trennend sind und man sich deswegen nicht in die Haare kriegt, bereitet das keine Probleme. Man soll auch erkennen, dass man zusammengehört, so unterschiedlich wie man auch ist. Wie in einer Familie. Da denkt auch nicht jeder gleich, aber man versucht trotzdem versöhnt zusammenzuleben.
Predigten sind häufig sehr lang und in unverständlicher, alter Bibelsprache gehalten. Vor allem für Jugendliche ist es schwer, dem zu folgen. Warum ist das so? Das muss nicht so sein. Man könnte zum Beispiel im Konfirmandenunterricht eine Predigt vorbesprechen. Als ich noch Pfarrer war, habe ich das gemacht, die Jugendlichen konnten ihre eigenen Gedanken mit einbringen. Man kann auch Jugendgottesdienste gestalten, bei denen die Jugendlichen selber die Predigt halten können.
Woran erinnern Sie sich gerne zurück aus der Zeit, als Sie so alt waren wie wir? Ich wurde in Washington geboren und bin in verschiedenen Orten aufgewachsen. Als ich 14 Jahre alt war, habe ich in Brüssel gelebt. In der Zeit wurde ich in der Auslandsgemeinde in Brüssel konfirmiert. Ich denke, dass der heutige Konfirmandenunterricht jedoch um einiges schöner ist. Damals gab es gar kein richtiges Gemeindehaus, in dem man zusammenkommen konnte. Der Pfarrer kam immer in die Schule. Der Konfirmandenunterricht wurde als siebte Stunde an den normalen Unterricht angehängt. Das hat sich gar nicht von der Schule unterschieden. Wir haben auch keine gemeinsamen Freizeiten gemacht, da haben es die Konfirmanden heutzutage schöner.
Wie können Menschen in Zeiten von Terror Hoffnung schöpfen? Hoffnung bedeutet für mich, dass ich die Probleme, die da sind, nicht wegwische. Ich muss mir die Probleme angucken. Es ist wichtig zu wissen, dass wir in einer kritischen Zeit leben und dass der Terror tatsächlich eine Bedrohung ist. Wir wissen noch nicht genau, wie wir den Terror besiegen können. Hoffnung heißt dann, sich davon nicht so beeindrucken zu lassen, dass man nichts mehr machen kann, ohne in Angst zu leben. Man kann aktiv werden und das Problem in der Politik benennen. Innerhalb der Kirchengemeinde kann man etwas für die Völkerverständigung tun. Durch Aktivsein und positive Veränderungen entsteht Hoffnung.
Wir hatten in der Redaktion viel zu tun und konnten uns gar nicht alle Veranstaltungen ansehen. Eigentlich wären wir auch ganz gerne normale Kirchentagsteilnehmer gewesen. Geht Ihnen das ähnlich? Mir geht das genauso. Ich war bei fast allen Terminen selber aktiv. Es gab wirklich ansprechende Programmpunkte, die ich gerne miterlebt hätte. Die Rede des Scheichs Ahmad al-Tayyeb hätte ich mir gerne angehört, doch ich musste parallel auf einer anderen Veranstaltung sein. Bei der Diskussion von Angela Merkel und Barack Obama vorm Brandenburger Tor bin ich auch nicht gewesen, da habe ich mich mit Anette Schultner von „Christen in der AfD“ auseinandersetzen müssen. Am Brandenburger Tor wäre es wahrscheinlich idyllischer gewesen.