Noch nie sind in Deutschland binnen weniger Jahrzehnte so viele neue Kirchenlieder entstanden wie seit der ersten Aufnahme popularmusikalischer Anregungen in den 1950er-Jahren. Inspiriert von Jazz, Gospel, Schlager, Rock- und Popmusik etablierte sich in evangelischen und katholischen Gottesdiensten das Neue Geistliche Lied, auch „Sacropop“ genannt.
Zu den bekanntesten Liedern zählen „Danke für diesen guten Morgen“ (1961) und „Laudato si“ (1974). Auch viele Gesänge der ökumenischen Gemeinschaft im französischen Taizé wurde in die Gesangbücher aufgenommen. Viele Kompositionen entstanden für die Kinder- und Jugendarbeit oder anlässlich von Kirchentagen. Bekannte Liedermacher in Niedersachsen sind die evangelischen Pastoren Fritz Baltruweit (79) und Jan von Lingen (62).
Kritiker sehen im Neuen Geistlichen Lied eine Verflachung des künstlerischen und theologischen Anspruchs. Befürworter heben hervor, dass das Neue Geistliche Lied mehr als die traditionelle Kirchenmusik geeignet ist, modernem Empfinden zu entsprechen und Themen christlichen Lebens in der Gegenwart aufzugreifen.
In der hannoversche Landeskirche ist Popularmusik seit vielen Jahren fester Bestandteil der kirchenmusikalischen Ausbildung. Für ehrenamtliche Kirchenmusiker bietet die Landeskirche die zweijährige „C-Pop-Ausbildung“ an. Zudem beschäftigt die Landeskirche 14 hauptamtliche „Popkantoren“. Ein eigener Ort für Musikproduktion und Tagungen wurde 2019 mit dem „Popular Convention Center“ in Burgdorf bei Hannover geschaffen. Zum Angebot gehört außerdem die Fortbildungsplattform „Soulplay“.