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“Picky eating” bei Kindern meist kein Grund zur Sorge

Ein mit Liebe gekochtes Essen – und dann ruft die Tochter, kaum steht es auf dem Tisch: “Iih, das mag ich nicht!” Ein Verhalten wie dieses bringt Eltern regelmäßig auf die Palme. Ein Experte plädiert für mehr Gelassenheit.

Gemüse bitte nur roh und auf keinen Fall Käse: Wählerisches Essverhalten wie dieses sollte von Eltern laut eines Ernährungsexperten gelassen hingenommen werden. Es sei ratsam, “Druck und Stress von den Familienmahlzeiten fernzuhalten”, erklärte der Kinderarzt und Vorsitzende der Stiftung Kindergesundheit, Berthold Koletzko, am Mittwoch in München. “Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern eine umfassende Erfahrung, die auch Einfluss auf die körperliche und emotionale Gesundheit unserer Kinder hat.”

Die Eltern seien allerdings dafür verantwortlich, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, hieß es weiter. “Damit sich Kinder gesund ernähren, ist es zunächst einmal wichtig, dass Eltern für ein abwechslungsreiches und vollwertiges Angebot sorgen. Kinder sollten jedoch das Recht haben, selbst mitzuentscheiden und auszuwählen, was und wie viel davon sie essen möchten”, so Koletzko. Diese Autonomie helfe ihnen dabei, eine positive Beziehung zum Essen zu entwickeln und das Vertrauen in das eigene Sättigungsgefühl zu stärken.

Wissenschaftliche Untersuchungen legten zudem nahe, dass wählerisches Essverhalten in der Kindheit eine feststehende Charaktereigenschaft zu sein scheine, die unabhängig vom elterlichen Versuch gegenzusteuern über Jahre bestehen bleibe. Außerdem könne das “picky eating” vor einem höheren Body mass index (BMI) schützen. Selbst Kinder, die beim Essen sehr wählerisch sind, seien laut Studien äußerst selten zu dünn sind oder wiesen Mangelerscheinungen auf.

Solange Kinder gesund seien und ihr Körpergewicht im Normbereich liege, könnten Eltern darauf vertrauen, dass sie die Menge an Nahrung aufnehmen, die sie benötigen. Durch die Eigenregulierung könne sich “ein gesundes Gefühl für die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben entwickeln. Dies kann auch zur Vermeidung eines gestörten Essverhaltens beitragen”, erklärte Koletzko.