Krankenkassen und die Diakonie Hamburg haben anlässlich des Internationalen Tages der Pflegenden (12. Mai) auf die schwierige Lage in der Pflegebranche hingewiesen. „Hamburg braucht eine Pflegewende – für die Menschen, die gepflegt werden, und für die, die pflegen“, forderte die Diakonie Hamburg laut Mitteilung von Montag. Die AOK Rheinland/Hamburg forderte von der Politik, Prävention und Rehabilitation stärker in der Pflege zu verankern. Die Techniker Krankenkasse (TK) informierte, Pflegefachpersonen in Hamburg seien häufiger krankgeschrieben als Menschen aus anderen Berufsgruppen. Der Pflegeberuf müsse insgesamt aufgewertet werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und weiterhin eine gute Pflege in Hamburg zu ermöglichen, erklärte Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg.
„Pflege ist das große sozialpolitische Thema unserer Zeit – so steht es im neuen Koalitionsvertrag der Hamburger Regierung“, sagte Landespastorin Annika Woydack, Chefin der Hamburger Diakonie. Dazu brauche es aber verbesserte Rahmenbedingungen. Die Diakonie fordert nach eigenen Angaben klare Schritte gegen den Fachkräftemangel, inklusive Unterstützung bei der Anwerbung und Integration ausländischer Pflegekräfte. Zudem brauche es bessere Arbeitsbedingungen, unter anderem durch einen Großstadtzuschlag und bezahlbaren Wohnraum für Pflegekräfte. Weitere Forderungen sind die Unterstützung der Berufsausbildung, beispielsweise durch Schulsozialarbeit, sowie gedeckelte Eigenanteile, eine verlässliche Finanzierung von Pflegeangeboten durch Stadt und Pflegekassen und eine Entlastung durch Bürokratieabbau und digitale Unterstützung.
Die AOK erklärte, eine nachhaltige Pflegepolitik müsse Strategien fördern, die die Pflegebedürftigkeit vermeiden, verzögern oder abmildern. Ansätze zur Vermeidung oder Verzögerung von Pflegebedürftigkeit müssten auf regionaler Ebene weiterentwickelt und umgesetzt werden. Pflegeeinrichtungen sollten eine ressourcenorientierte, pflegerisch-therapeutische Versorgung anbieten, um die Mobilität der Betroffenen zu bewahren oder zurückzugewinnen. Der Weg führe über eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Therapie, Medizin, Pflege, Betreuung und Pharmazie.
Laut Techniker Krankenkasse fielen TK-versicherte Pflegefachleute mit durchschnittlich 27,9 Tagen im Jahr 2024 rund neun Tage häufiger krankheitsbedingt aus als TK-versicherte Erwerbspersonen insgesamt (19 Tage). Die Gründe für eine Krankschreibung waren laut der Kasse insbesondere psychische Erkrankungen und Atemwegserkrankungen (jeweils rund 5,7 Tage), gefolgt von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (rund 4,9 Tage). Das zeige eine bundesweite TK-Auswertung der Fehlzeiten.
„Wir beobachten seit Jahren, dass Pflegekräfte länger krank sind als andere Berufsgruppen“, sagte Puttfarcken. „Grund dafür ist die überdurchschnittlich hohe Arbeitsbelastung, denn sowohl in Krankenhäusern als auch in Pflegeheimen und in der ambulanten Betreuung fehlen zunehmend Fachkräfte.“ In den kommenden Jahren werde es eine der Hauptaufgaben der Gesundheitspolitik sein, die Fachkräfte insbesondere im Pflegebereich zu stärken, zu entlasten und in ihrem Beruf zu halten.