Gisèle Pelicot ist längst eine feministische Ikone, ihr Exmann muss nun 20 Jahre ins Gefängnis. Die Bundesfamilienministerin betrachtet dies als angemessen – und fordert konsequentes Handeln auch in Deutschland.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sieht weiteren Handlungsbedarf beim Schutz von Frauen vor sexualisierter Gewalt. Die Beratungsangebote hierzulande seien “deutlich zu dünn”, sagte sie am Freitag im Deutschlandfunk. Um dies auszugleichen, brauche es das Gewaltschutzgesetz.
Die Bundesregierung hatte sich zuletzt auf eine Gewaltschutzstrategie geeinigt. Dennoch gebe es weiterhin Lücken, beklagte die Ministerin. So müsse etwa die Abgabe von K.O.-Tropfen erschwert werden. Auch sei es bislang nicht strafbar, etwa Bilder und Videos von Vergewaltigungen erwachsener Frauen zu besitzen. Über entsprechende Daten hatte der NDR zuvor berichtet: Demnach tauschen sich tausende Nutzer über den Messenger-Dienst über Vergewaltigungen aus, beraten einander zu K.O.-Mitteln, stacheln sich gegenseitig auf oder teilen entsprechendes Bildmaterial.
Die massive Verachtung von Frauen, die sich darin zeige, sei “unfassbar”, betonte Paus. Sie ermunterte Frauen zu mehr Anzeigen entsprechender Vorfälle, nahm aber auch Männer in die Pflicht: Wer Zeuge von sexualisierte Gewalt werde, dürfe nicht wegschauen. Beim Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”, das unter der Nummer 116 016 erreichbar sei, könne in Notfällen jede und jeder anrufen.
Die Politikerin äußerte sich auch zum Fall Gisèle Pelicot. Die Französin war von ihrem Ehemann jahrelang betäubt, vergewaltigt und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten worden. Am Donnerstag wurde Dominique Pelicot in Avignon zu 20 Jahren Haft verurteilt; für die 50 Mitangeklagten gab es keinen einzigen Freispruch. Die Urteile bezeichnete Paus als angemessen.
Gisèle Pelicots berühmt gewordener Ausspruch “Die Scham muss die Seite wechseln” sollte “für uns alle zentraler Auftrag sein”, so die Ministerin. Allerdings: “Zigtausende Männer haben das offenbar noch nicht verstanden.”