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Paulskirchenverfassung nach 175 Jahren wieder in Paulskirche

Die Pergamenturkunde der vom ersten deutschen Parlament verabschiedeten Verfassung ist ab diesen Dienstag an ihrem Entstehungsort, der Frankfurter Paulskirche, zu sehen. Die Ende März 1849 von 405 Abgeordneten in der Paulskirche unterzeichnete Verfassung ist Teil der Ausstellung „Odyssee einer Urkunde. Die Paulskirchenverfassung vom 28. März 1849“, die zuerst im Deutschen Bundestag zu sehen war und nun auf Wanderschaft geht. Erste Station ist die Paulskirche bis 3. Mai. „Das Grundgesetz ist die Enkelin der Paulskirchenverfassung“, unterstrich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bei der Vorstellung am Montag in Frankfurt am Main.

Die Demokratie sei gefestigt, sagte Faeser, aber ein Dokument allein reiche nicht dazu aus: „Wir alle müssen für unsere Demokratie einstehen und sie Tag für Tag schützen.“ Deren Feinde arbeiteten mit Lügen, Hass und Hetze. Es sei unerträglich, dass Jüdinnen und Juden im Land der Schoa wieder in Angst leben müssten. Die Paulskirchenverfassung sei auch darin Vorbild, dass keine Teile der Bevölkerung aus der Demokratie ausgegrenzt werden dürften, weil dies sonst die Demokratie insgesamt gefährde.

Rechtspopulisten und Verfassungsfeinde attackierten die Verfassung und machten die Demokratie verächtlich, auch im Parlament, sagte die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke). Wer gewählt ist, sei nicht automatisch ein Demokrat. Es sei gut und wichtig, dass in den vergangenen Wochen Hunderttausende für die Demokratie auf die Straße gegangen sind. „Wir müssen uns im Alltag immer wieder für die Demokratie einsetzen“, betonte Pau.

Die Ausstellung über die Geschichte des Verfassungsdokuments sei aus der Frage eines Besuchers des Deutschen Bundestags heraus entstanden, erläuterte Klaus Seidel vom Autorenteam des Bundestags. Die Verabschiedung der Paulskirchenverfassung vor 175 Jahren durch 95 Prozent der anwesenden Abgeordneten sei eine „Sternstunde des Parlamentarismus“ gewesen: „Keine Verfassung wurde je von mehr Abgeordneten unterzeichnet.“

Die Schau zeichne die Odyssee nach, die die Pergamenturkunde danach durchgemacht habe. So sei sie 1930 von einem Kriminellen aus dem Reichstag gestohlen, aber von der Polizei wiedergefunden worden. Nach ihrer Deponierung zu Kriegsende in einem sachsen-anhaltinischen Kalischacht war sie sechs Jahre lang verschwunden, bis ein Schüler sie auf einem Schutthaufen im Potsdamer Neuen Garten wiederfand. Seit der Wiedervereinigung wird die Urkunde im Deutschen Historischen Museum in Berlin aufbewahrt.