Appen. Bevor es losgeht, erholt er sich noch bei einem Urlaub in Italien. Es werden für Militärseelsorger Andreas-Christian Tübler die letzten ruhigen Tage sein. Am 12. Juli macht er sich auf den Weg zum Flughafen Köln-Bonn – und von dort geht es mit einer Bundeswehrmaschine nach Afghanistan. Dort wird der Theologe aus Appen bis Ende September etwa 110 deutsche Soldaten in Kabul betreuen. Das Militär unterstützt vor Ort mit der Operation „Resolute Support“ die afghanischen Sicherheitskräfte.
Tüblers Hauptaufgabe ist es, mit den Soldaten das Gespräch zu suchen. „Es ist ein Spagat“, sagt er. Man müsse auf sie zugehen, dürfe ihnen aber nicht zu sehr auf den Wecker fallen. Manche möchten über ihre privaten Probleme reden, andere sprechen lieber über schöne Dinge. Der Glaube spiele meist nach einem Unglück eine Rolle. Dann würden die Soldaten fragen, wie Gott so etwas habe zulassen können.
Gesangbuch für Bundeswehr
Auch Gottesdienste feiert der 60-Jährige in Kabul. Dafür gibt es im deutschen Camp einen eigenen Raum mit einem Altar-Tisch und einem Pult, das als Kanzel dient. Eine einfache und direkte Sprache ist für Tübler im Gottesdienst wichtig. Als Grundlage dient die Basis-Bibel. Gesungen werden Lieder aus dem „Y-Gesangbuch“, das eigens für die Bundeswehr entwickelt wurde und moderne Lieder für ein jüngeres Publikum enthält. Seine Gitarre hat Tübler auch dabei. Einen Song hat sich Tübler bereits vorgemerkt: „Bei unserem letzten Gottesdienst in Kabul werden wir gemeinsam ‚I am sailing‘ von Rod Stewart singen“, ist er sich sicher.
Angst habe er nicht vor dem Einsatz, aber er fliege mit einer gewissen Sorge um die Sicherheit, auch wenn er für den Einsatz gut vorbereitet worden sei, sagt er. Mehrere Wochen absolvierte er Trainingscamps, zu denen Verhalten im Notfall ebenso gehörte wie Erste Hilfe. Außerdem werde das Camp von armenischen und afghanischen Soldaten gut bewacht. Die Bundeswehr habe alles für die Sicherheit getan. „Auch mein Gottvertrauen wird mir helfen“, sagt Tübler, der in der Appener Marseille-Kaserne arbeitet.