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Papstwahl: Die Kapelle ist bereit, die Kardinäle noch nicht ganz

Am Wochenende vor Beginn der Papstwahl verärgert das Weiße Haus mit einem KI-Bild von Donald Trump als Papst. Derweil sagen in Rom Kardinäle, sie wollten keinesfalls Papst werden. Dafür hätten sie gern mehr Beratungszeit.

Die Sixtinische Kapelle ist für das am Mittwoch beginnende Konklave fast fertig hergerichtet. Videoaufnahmen des Vatikans am Wochenende zeigten, wie in der Kapelle die Öfen zur Verbrennung der Stimmzettel sowie der Schornstein auf dem Dach installiert wurden. Ab Mittwochabend soll dort weißer oder schwarze Rauch anzeigen, ob ein Wahlgang für ein neues Kirchenoberhaupt erfolgreich war oder nicht.

Derweil sorgte ein vom Weißen Haus in Washington verbreitetes KI-generiertes Bild von US-Präsident Trump als Papst für teils scharfe Kritik. New Yorks Kardinal Timothy Dolan nannte es “keine gute Sache”. Damit habe Trump eine “brutta figura” gemacht, wie man in Italien sagt – eine “hässliche Figur abgegeben”, so Dolan laut einer Meldung der Zeitung “La Repubblica”.

In den USA selbst forderte Bischof Thomas Paprocki von Springfield/Illinois auf X eine Entschuldigung von Trump. Das Bild sei für Katholiken eine tiefe Beleidigung. Dies gelte umso mehr, als “wir immer noch um den Tod von Papst Franziskus trauern und um die Führung des Heiligen Geistes für die Wahl unseres neuen Papstes beten”.

Am Samstag und Sonntag gingen die neun traditionellen Trauergottesdienste für den verstorbenen Papst weiter. Bei der Samstag vor allem von Ordensleuten gefeierten Messe erinnerte eine Ordensschwester daran, wie Franziskus auch Frauen ermutigt habe, in der Kirche Verantwortung zu übernehmen.

Die letzte der neun sogenannten Novendiales-Messen feiert am Sonntagnachmittag der französische Kurienkardinal Dominique Mamberti. Als Kardinalprotodiakon wird er nach erfolgreicher Wahl von der Loggia des Petersdoms aus den Namen des neuen Papstes verkünden.

Konklaveteilnehmer und Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte unterdessen in der “Rheinischen Post” (Samstag), er werde nicht sich selbst wählen. Kardinal Cristobal Lopez Romero aus Rabat/Marokko erklärte: Im unerwarteten Fall seiner Wahl “haue ich ab nach Sizilien”. Stockholms Kardinal Anders Arborelius hingegen hält es für näherliegend, dass der nächste Papst aus Asien oder Afrika komme. Damit sei aber nicht gesagt, ob ein geeigneter Kandidat aus diesem Teil der Welt gefunden werde, sagte er der “Repubblica”. Europa indes sei “alt und müde”.

Ab Dienstagabend beziehen die 133 wahlberechtigten Kardinäle ihre Zimmer im vatikanischen Gästehaus Santa Marta und einem Nebengebäude. Das Konklave selbst beginnt am Mittwochvormittag mit einer feierlichen Messe im Petersdom. Nachmittags ziehen die Kardinäle mit einer Prozession in die Sixtinische Kapelle ein. Dort werden sie vereidigt und führen einen ersten Wahlgang durch, bei dem aber keine Entscheidung erwartet wird.

Auch wenn die Wahlgänge länger dauern, nehmen die Kardinäle keine Lunchpakete mit in die Sixtina, wie Vatikansprecher Matteo Bruni am Wochenende unter anderem bekanntgab. Die täglichen Mahlzeiten, auch mittags, finden im Speisesaal des Gästehauses statt.

Am Montag und möglicherweise auch am Dienstag wollen die in Rom versammelten Kardinäle erstmals vormittags und nachmittags beraten. Bei den sogenannten Generalkongregationen hätten noch längst nicht alle Teilnehmer das Wort ergriffen, berichteten Teilnehmer. Gerade weil das Kardinalskollegium so vielfältig und die künftigen Herausforderungen so groß seien, brauche man Zeit.