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Papiertheatertreffen Preetz: Imposante Kunst im Miniformat

Großer Auftritt auf kleinen Bühnen: Zum 37. Papiertheatertreffen vom 13. bis 15. September in Preetz bei Kiel haben sich 14 Bühnen angemeldet, wie die Volkshochschule in Preetz mitteilte. Die Hauptrollen spielen flache Figuren aus Papier, die von den Künstlerinnen und Künstlern hinter der Bühne bewegt und gesprochen werden. Die Plätze für die mehr als 60 Vorstellungen in den Räumen der Volkshochschule sind begrenzt: Maximal 30 Zuschauer können pro Aufführung bespielt werden. Karten gibt es unter www.eventfrog.de/37PPT2024 oder telefonisch unter 04342/719863.

In diesem Jahr sollen besonders Familien angesprochen werden. Märchenhafte Stücke wie etwa „Die Schneekönigin“ des Gunniville Papiertheaters Berlin oder „Manolo und die Zauberkugel“ des Preetzer Papiertheaters Luna sind bereits für Kinder ab vier Jahren geeignet. Weitere Aufführungen wie das Abenteuer „Blood and Sap“ des englischen Theaters „Robert Poulter’s New Model“ richten sich an Kinder ab zwölf Jahren und Erwachsene. Auch Papiertheater aus Argentinien und den USA bringen ihre Stücke auf die Bühne. Das Besondere: Es werden nur Premieren gezeigt und die Künstlerinnen und Künstler treten ohne Gage auf.

In diesem Jahr haben sich 14 Bühnen aus fünf Ländern angemeldet, drei Bühnen weniger als im vergangenen Jahr. Dennoch ist das Preetzer Papiertheatertreffen international das größte seiner Art. Das Theater im Miniformat stammt aus der Biedermeierzeit und war im 19. Jahrhundert in fast jedem bürgerlichen Haushalt zu finden. Auch der englische Schriftsteller Charles Dickens (1812-1870) soll eines besessen und mit seinem engagierten Spiel die Nachbarn gestört haben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es in Deutschland aber nahezu ausgestorben.

Dass das Papiertheater später eine Renaissance erlebte, ist zu einem großen Teil dem Ehepaar Dirk und Barbara Reimers zu verdanken. In den 1980er Jahren lernte das Paar diese besondere Kunst in Kopenhagen kennen und dachte sich zu Hause in Preetz eigene Inszenierungen aus. Die Zwei reizten die Intimität und das kleine Publikum. Lange Zeit tourten sie mit ihrer Bühne „Pollidor“ durch die Welt und gründeten 1987 das Preetzer Papiertheatertreffen. Damals nahmen nur vier Bühnen teil. Mit der Zeit kamen immer mehr Künstler hinzu. Mittlerweile liegt die Organisation bei der örtlichen Volkshochschule.

Am 19. März 2021 erklärte die Deutsche Unesco-Kommission das Papiertheater zum Immateriellen Kulturerbe. Vorausgegangen war ein langes Bewerbungsverfahren, das Sieglinde Haase vom Remscheider „Haases Papiertheater“ in Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn organisiert hatte.