Hans-Peter Goldnick gibt Entwarnung: Im Gegensatz zu den USA muss Deutschland vor Ostern nicht mit akuter Eierknappheit rechnen. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Ei weiß jedoch: Die Nachfrage nach Eiern steigt. „2024 wurden pro Person zwölf Eier mehr gegessen als im Jahr zuvor“, sagt Goldnick. Momentan könne dieser Bedarf noch gedeckt werden. „In Deutschland wird das ein Osterfest wie jedes andere auch. Man muss also keine Radieschen statt Eier im Garten verstecken.“
48 Millionen Eier kommen jeden Tag aus deutschen Ställen auf den Markt. Zusätzlich würden 12 bis 15 Millionen Eier aus den Niederlanden importiert, erklärt Goldnick. In der Eierbranche sei Deutschland ein Import- und kein Exportland. Dem Hilferuf der USA könne Deutschland also nicht folgen: „In den USA fehlen auch durch die Vogelgrippe jeden Tag 50 bis 60 Millionen Eier. Das sind Größenordnungen, da kann Deutschland nichts tun.“
Außerdem würden langfristig auch hierzulande mehr Eier und Hühner gebraucht, sagt Goldnick, der auch Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft ist. Schon jetzt fehlten ungefähr vier Millionen Hennenplätze in deutschen Ställen. Sollten diese Plätze nicht gefüllt werden und die Nachfrage nach Eiern weiterhin steigen, rechnet Goldnick damit, dass vor allem weniger Eier in Fertigprodukten verarbeitet werden. Nur etwa die Hälfte der konsumierten Eier pro Person ist ein Ei aus der Schale. Der Rest stecke unter anderem in Soßen und Backwaren.
„Das heißeste Geschäft für die Eier ist nicht Ostern, sondern Weihnachten“, erklärt Goldnick. „Da wird viel mehr gebacken, und die Menschen sind über einen längeren Zeitraum gemeinsam zu Hause und essen zusammen.“
Auch wenn an Ostern kein Eiermangel in Deutschland herrschen wird, gibt es schon jetzt eine große Auswahl an veganen Ersatzprodukten. Insbesondere beim Backen stehen laut Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein zahlreiche Alternativen bereit. Hauptzutaten der Back-Ei-Alternativen sind demnach Stärke sowie Verdickungsmittel und weitere Zusatzstoffe. Diese seien beim Verzehr üblicher Mengen der Ei-Alternativen unbedenklich, erklärt Stefanie Staats, Ernährungsexpertin von der Verbraucherzentrale. „Sie gelten allgemein als gut bekömmlich.“
Die Hälfte der in einem Online-Marktcheck der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein erfassten Ei-Ersatzprodukte waren vegane Backalternativen. Neben den Zutaten für den Osterzopf gebe es aber auch veganes Rührei oder veganen Eiersalat für das Osterfrühstück.
Eier gelten nicht nur als essenzielle Zutat beim Backen, sondern auch als wichtiger Eiweißlieferant. Um den durchschnittlichen Tagesbedarf an Eiweiß ausschließlich aus Eiern zu decken, müssten etwa sieben Stück gegessen werden. Das sei nicht alltagstauglich. „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt deshalb ein Ei pro Woche, nicht eingeschlossen Eier in verarbeiteten Lebensmitteln“, erklärt Staats.
Ei-Ersatzprodukte könnten nur bedingt einen Beitrag zur Proteinversorgung leisten. Oft enthielten sie nur kleine Mengen Eiweiß, zudem werden sie nicht täglich und in kleinen Mengen verzehrt. Allerdings gibt es laut Staats auch viele pflanzliche Proteinquellen. Dazu gehörten unter anderem Hülsenfrüchte wie Linsen und Erbsen, aber auch Nüsse, Kartoffeln und Pilze. Dabei gelte es jedoch zu beachten, dass Proteine aus Kartoffeln oder Hülsenfrüchten nicht so einfach vom Körper aufgenommen und verwertet werden können wie Proteine aus tierischen Eiweißquellen.