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“Ohne Räume gibt es keine Kirche”

Das Gustav-Adolf-Werk (GAW) Pfalz will stärker mit kleineren evangelischen Kirchen in Deutschland und weltweit zusammenarbeiten. „Als Minderheitskirchen sind wir angewiesen aufeinander als Glaubensgeschwister“, sagte der pfälzische GAW-Vorsitzende Pfarrer Philipp Walter in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Anlass ist das 175-jährige Bestehen des pfälzischen Diasporawerks. Das GAW unterstützt die Arbeit von Minderheitskirchen etwa beim Kirchenbau, in der Gemeindearbeit, bei diakonischen Projekten und bei der Theologenausbildung.

Kleinere evangelische Kirchen stünden häufig unter Druck in Gesellschaften, in denen eine Mehrheit der Bevölkerung anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften angehöre oder aber kirchenfern sei, sagte Walter, der Gemeindepfarrer in Rumbach im Landkreis Südwestpfalz ist. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland sei aufgrund hoher Austrittszahlen „auf dem Weg in eine Minderheitensituation“ und müsse darauf reagieren. Wichtig sei, trotz des Sparkurses kirchliche Räume für die Gemeindearbeit und als Orte der Begegnung für die Menschen zu erhalten. „Ohne Räume kann Kirche nicht existieren“, sagte Walter.

Wichtig sei auch, dass die evangelische Kirche „positiv, offen und frei“ bleibe und sich mutig den zukünftigen Herausforderungen stelle, sagte Walter. Von Protestantinnen und Protestanten etwa in Lateinamerika könne man lernen, wie kirchliches Leben in oft autoritären Systemen und in einem katholischen Umfeld gelinge.

Hierzulande müssten die Kirchen weiter auf dem Weg der Ökumene bleiben. In vielen Bereichen, vor allem in diakonischen Projekten, arbeiteten die christlichen Konfessionen eng zusammen. „Hilfe macht an Konfessionsgrenzen nicht Halt“, sagte Walter. Das GAW, dessen pfälzischer Zweig 1848 als Teil der deutschen Freiheitsbewegung gegründet worden sei, sei längst kein Protestantenverein „mit antikatholischer Schlagseite“ mehr.

Durch die Corona-Pandemie habe auch der Austausch mit evangelischen Partnerkirchen in aller Welt gelitten, beklagte Walter. Zudem habe sich auch in der Pfalz und Saarpfalz eine „Kirchturmmentalität“ zementiert, die sich vor allem mit sich selbst und den eigenen Problemen beschäftige. Persönliche Verbindungen zu Protestantinnen und Protestantinnen in anderen Erdteilen seien aber elementar für eine lebendige, sich ständig weiterentwickelnde Kirche, sagte der GAW-Vorsitzende.

Jährlich sammelt das GAW Pfalz nach Angaben von Walter zwischen 25.000 und 30.000 Euro für Hilfsprojekte für protestantische Diasporakirchen. Der Verein, in dem alle rund 400 pfälzischen und saarpfälzischen Kirchengemeinden Mitglied sind, feiert sein 175-jähriges Bestehen vom 15. bis 17. September anlässlich seines 151. Hauptfestes in Neustadt an der Weinstraße. Am 18. und 19. September findet dort auch die bundesweite Delegiertenversammlung des GAW statt.