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Ökonom Hüther sieht öffentlichen demokratischen Diskurs in Gefahr

Nach den Worten des Ökonomen und Historikers Michael Hüther droht in Deutschland der Verlust des öffentlichen Raums als Ort für den demokratischen Diskurs. Was die Gründe sind.

Michael Hüther ist Wirtschaftsforscher und Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft
Michael Hüther ist Wirtschaftsforscher und Direktor des Instituts der deutschen WirtschaftImago / Funke Foto Services

Im Zuge von Digitalisierung und Globalisierung droht nach Ansicht des Ökonomen und Historikers Michael Hüther der Verlust des öffentlichen Raums als Ort für den demokratischen Diskurs. Angesichts dessen müsse man genau darauf achten, dass die sogenannte Gatekeeper-Rolle der Printmedien und des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, also die Organisation und Bereitstellung von differenzierten Informationen, gesichert werde, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) auf einer Veranstaltung der Schader-Stifung in Darmstadt.

In seinem kürzlich erschienen, viel beachteten Aufsatz „Abschied von der Öffentlichkeit. Eine kurze Theorie vom Ende der Moderne“ hatte Hüther angesichts der aktuellen Entwicklung vor einem Verlust von Modernisierungserfolgen der vergangenen zwei Jahrhunderte gewarnt. Echo-Kammern habe es früher zwar auch schon gegeben, sagte Hüther. „Aber das waren die, die sich in der Eckkneipe getroffen haben und beim 18. Bier dann aller derselben Meinung waren, dass die da oben nicht Bescheid wüssten“, sagte Hüther. Diese Gruppen hätten heute jedoch einen anderen Raum und mehr Sichtbarkeit.

Otfried Jarren: Zahlungsbereitschaft für Informationen vielerorts nicht mehr vorhanden

Der Züricher Kommunikationswisschaftler Otfried Jarren verwies darauf, dass die Zahlungsbereitschaft für Informationen der klassischen Gatekeeper-Medien vielerorts nicht mehr vorhanden sei. Oft bestehe dann so auch nicht mehr die Chance, bestimmte gesellschaftliche Gruppen in der Öffentlichkeit darzustellen und sie im Konzert der anderen zu zeigen.

Er verwies auf die Kritik in Ostdeutschland, dass keines der großen Medienhäuser von dort stamme und somit auch ihre Repräsentationsfunktion nicht mehr erfüllt werde. „Da haben wir es zu tun mit einer erheblichen Veränderung, die letztlich ökonomische Grundlagen hat“, sagte Jarren. Es stelle sich die Frage, ob der Journalismus unter diesen Bedingungen so finanziert werden könne, dass er seine Gatekeeper-Funktion weiterhin wahrnehme.