Die Polizei Münster sucht im Rahmen einer Öffentlichkeitsfahndung nach weiteren Missbrauchsopfern im Zusammenhang eines Missbrauchskomplexes. Die umfangreiche Arbeit der Ermittlungskommission „Rose“ der Polizei Münster dauere weiter an und habe Hinweise auf zwei bislang noch unbekannte männliche Missbrauchsopfer ergeben, die mutmaßlich mehrfach schwer sexuell missbraucht worden sein sollen, teilte die Polizei am Mittwoch mit und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Es sei bislang nicht gelungen, die Identität der Opfer zu ermitteln.
Vor diesem Hintergrund sei auf Antrag der Staatsanwaltschaft Münster ein Beschluss zur Öffentlichkeitsfahndung erlassen worden, mit dem Ziel, die unbekannten Opfer zu identifizieren, erklärte die Polizei und verwies auf die Veröffentlichung von Fotos zweier bereits wegen anderer Taten rechtskräftig verurteilten Männer, die im Verdacht stehen, Missbrauchstaten an den beiden nun gesuchten Jungen verübt zu haben.
Bei den beiden Tatverdächtigen handelt es sich nach Polizeiangaben um zwei bereits in dem Missbrauchskomplex der Ermittlungskommission „Rose“ identifizierte, durch das Landgericht Münster im Jahr 2021 rechtskräftig verurteilte und seitdem in Haft befindliche Männer im Alter von 38 und 33 Jahren aus Hannover. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei sollen sie über mehrere Jahre bis in das Jahr 2020 Kontakt zu den zwei Opfern gehabt haben. Bei den Opfern soll es sich um zwei Brüder handeln, die zu Beginn der Bekanntschaft etwa neun und zwölf Jahre alt gewesen sein sollen. Mittlerweile dürften sie jedoch volljährig sein.
Die Tatverdächtigen sollen den Ermittlungen zufolge im Laufe der Zeit das Vertrauen der Familie der Opfer gewonnen, Familienfeiern besucht und gemeinsam an Urlauben in den Niederlanden und in Dänemark teilgenommen haben. Während der Zeit soll es zum schweren sexuellen Missbrauch durch die Tatverdächtigen an den unbekannten Opfern gekommen sein. Einer der Verurteilten soll noch wenige Monate vor seiner Festnahme im Sommer 2020 eines der Opfer mit einem Gaming-Computer ausgestattet haben. Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen könnte die Familie der beiden Jungen damals im Norden Deutschlands gewohnt haben, erläuterte die Polizei.
Das Landgericht Münster hatte im Juli 2021 insgesamt vier männliche Angeklagte wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in mehreren Fällen zu Gesamtfreiheitsstrafen zwischen zehn und 14 Jahren verurteilt. Zudem wurde ihre Unterbringung in der Sicherungsverwahrung angeordnet. Die Mutter eines Angeklagten war wegen Beihilfe zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Die vier Männer waren wegen Taten in einer Gartenlaube an einem Wochenende im April 2020 verurteilt worden.