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Oberzeller Franziskanerinnen bekommen neue Leitung

18 Jahre stand Schwester Katharina Ganz an der Spitze der Oberzeller Franziskanerinnen. Die Theologin brachte sich intensiv in die kirchenpolitischen Diskussionen ein. Nun reicht sie den Leitungsstab weiter.

Die Oberzeller Franziskanerinnen bekommen eine neue Generaloberin. Beim jüngsten Generalkapitel der Gemeinschaft wählten die Delegierten aus Deutschland, Südafrika und den USA Schwester Juliana Seelmann (42) zur Nachfolgerin von Schwester Katharina Ganz. Das teilte die Bischöfliche Pressestelle am Freitag in Würzburg mit. Die offizielle Amtsübergabe sei für Herbst geplant. Die 54-jährige Ganz war insgesamt 18 Jahre an der Spitze der Gemeinschaft gestanden. Bereits vor einigen Monaten hatte sie den Angaben zufolge mitgeteilt, dieses Mal nicht mehr zur Wahl zu stehen.

Seelmann stammt aus Unterpleichfeld im Landkreis Würzburg. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Missionsärztlichen Klinik Würzburg. Von 2007 bis 2008 war sie als Missionarin auf Zeit im südafrikanischen Ntabankulu. 2009 trat Seelmann in das Kloster Oberzell ein und legte 2015 die Profess auf Lebenszeit ab. Als Krankenschwester ist sie in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber tätig, eine Außenstelle des Klinikums Würzburg Mitte. Im Oktober 2017 wurde die Ordensfrau zur Noviziatsleiterin ernannt und 2019 erstmals in den Generalrat gewählt. Ihre Amtszeit als Generaloberin beträgt sechs Jahre.

Ihre Vorgängerin, die promovierte Theologin und Sozialpädagogin Ganz aus dem unterfränkischen Willanzheim, trat 1995 ins Kloster ein und gehörte seit 2007 der Generalleitung an. 2013 wurde sie erstmals zur Generaloberin gewählt. Ganz setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche und ihre Zulassung zum Weiheamt ein. Außerdem fordert sie mehr Dezentralisierung innerhalb der Weltkirche, zudem müssen ihrer Ansicht nach deren “menschenfeindliche Lehren” geändert werden.

Die Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu, so der offizielle Name der Oberzeller Franziskanerinnen, hat der Mitteilung zufolge aktuell 87 Mitglieder. 69 Schwestern leben demnach in Deutschland, fünf in den USA und 13 in Südafrika. Das Generalkapitel ist die höchste beschlussfassende Versammlung der Schwestern und findet alle sechs Jahre statt. Leitungspositionen würden bei den Oberzeller Franziskanerinnen demokratisch und auf Zeit vergeben.

Die Gemeinschaft wurde 1855 von der Würzburgerin Antonia Werr gegründet. Keimzelle war das sogenannte Schlösschen in Oberzell, das sie mit vier Helferinnen mietete, um aus der Haft entlassene Frauen zu resozialisieren. Bis heute ist die Arbeit mit benachteiligten Frauen und Mädchen ein Schwerpunkt der Kongregation.