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Nordkirche diskutierte über künftige Kirchenfinanzierung

Das System der Kirchensteuer wird in Deutschland nach Worten der Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, zunehmend weniger verstanden. „Die Frage der Kirchenfinanzierung ist ein heißes Eisen“, sagte sie beim diesjährigen Theologischen Tag in Ratzeburg (Kreis Herzogtum Lauenburg). 170 Teilnehmende diskutierten dort über neue Finanzierungskonzepte und alternative Formen der Gemeindearbeit, wie die Nordkirche am Dienstag mitteilte.

Nach Kühnbaum-Schmidts Überzeugung ist die künftige Finanzierung untrennbar mit der Frage verbunden, wie evangelische Kirche zukünftig sein will. Der Landessynode sei die Entwicklung neuer Finanzierungsmöglichkeiten wichtig, die die Kirchensteuer ergänzen, sagte sie. Ebenfalls für wichtig halte die Synode (Kirchenparlament) es, Gremien und Entscheidungsstrukturen für Mitglieder zu öffnen sowie für Nichtmitglieder Beteiligungsmöglichkeiten zu prüfen.

„Eine wachsende Bedeutung des Fundraisings, Kultursteuer anstelle der Kirchensteuer wie z. B. in Italien, Spanien oder Ungarn, kreative Engagement-Formen, digitale Gemeinde- und Verkündigungsformen, Sozialraumorientierung – das und vieles mehr gilt es gegebenenfalls kennenzulernen und zu diskutieren, und zwar im Blick auf ganz konkrete Möglichkeiten und Konsequenzen“, erklärte Kühnbaum-Schmidt. Es gelte, Modelle zu entwickeln und ins Handeln zu kommen.

Christian Grethlein, emeritierter Professor für Praktische Theologie (Münster), formulierte eine These, der zufolge die Abschaffung der Kirchensteuer einen grundlegenden Umbau der Kirchenorganisation hin zu einem flexibleren Netzwerk erfordere, das stärker auf diakonische Aktivitäten, ökumenische Kooperation und alltagsnahe Kirchenpraxis setzt.

Der Kölner Autor und Dozent Erik Flügge sagte, das Christentum werde unabhängig von Diskussion um Finanzierung von Kirche weiter bestehen. Künftige Pfarrpersonen müssten in erster Linie unternehmerisch denken. Flügge schlug vor, dass jedes Kirchenmitglied selbst über die Verwendung seiner Kirchensteuer bestimmt – so würde ein Wettbewerb im Sozialraum entstehen. Dieser Wettbewerb würde entscheiden, was weiter finanziert werde und was nicht.