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Neue Kirchengemeinde öffnet sich für Muslime und Konfessionslose

In Hannover entsteht eine ungewöhnliche Kirchengemeinde: Offen für alle, die sich zur Diakonie bekennen – auch ohne Taufe, Kirchensteuer oder christliches Bekenntnis.

Hans-Peter Daub, Mitinitiator der geplanten Diakoniegemeinde in Hannover, will eine kirchliche Heimat für Menschen aller Religionen und Konfessionen schaffen
Hans-Peter Daub, Mitinitiator der geplanten Diakoniegemeinde in Hannover, will eine kirchliche Heimat für Menschen aller Religionen und Konfessionen schaffenImago / Bihlmayerfotografie

In Hannover soll bald eine ungewöhnliche Kirchengemeinde gegründet werden, die auch Katholiken, Muslime oder Menschen ohne Konfession als Gastmitglieder aufnehmen will. Sie will sich als Personalgemeinde rund um das diakonische Stephansstift in Hannover formieren, wie die Initiatoren dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilten. „Unsere Diakoniegemeinde ist offen für alle, die sich zum Leitbild der Diakonie bekennen“, sagt Mitinitiator Hans-Peter Daub, Theologischer Vorstand der Dachstiftung Diakonie mit Sitz in Hannover und Gifhorn. „Das ist ein echtes Experiment.“

Hintergrund ist die neue Kirchenverfassung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, die seit 2020 in Kraft ist. Sie sieht keine „Anstaltsgemeinden“ an diakonischen Einrichtungen mehr vor. Die bisherigen Anstaltsgemeinden waren aufgefordert, sich entweder aufzulösen und in eine Ortsgemeinde zu integrieren oder sich unabhängig vom Ortsprinzip neu als interessenbestimmte Personalgemeinde zu organisieren.

Ein echtes Experiment

Anders als bei Ortsgemeinden ist bei Personalgemeinden der Status einer Gastmitgliedschaft vorgesehen. Gastmitglieder müssen nicht zwingend getauft sein und auch keine Kirchensteuer zahlen. „Das ist eine tolle Möglichkeit, sich kirchlich zu verbinden, unabhängig von der eigenen Konfession“, sagte Daub.

Die neue Gemeinde wolle eine kulturell bunte und religiös vielfältige Gemeinschaft sein, in der die Mitglieder selbst das Programm und die Angebote bestimmen könnten, hieß es. Ein Schwerpunkt könne die Unterstützung geflüchteter Menschen sein, auch durch Kirchenasyl. Geplant seien auch interkultureller und interreligiöser Dialog und ungewöhnliche Gottesdienste.

Eine neue kirchliche Heimat

Die Gründungsversammlung soll am 11. Mai um 11 Uhr beginnen. Bisher hätten rund 220 Personen ihr Interesse bekundet, sagte Daub. „Wir haben eine ganze Reihe von Menschen im Auge, für die diese Gemeinde eine kirchliche Heimat sein kann.“ Für nicht getaufte Gastmitglieder seien auch Trauungen oder Bestattungen durch christliche Seelsorger möglich, sofern dies gewünscht werde.

Nach Angaben der hannoverschen Landeskirche gibt es auf deren Gebiet zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee bereits zwei diakonische Personalgemeinden in Celle und Rotenburg/Wümme. Eine Gastmitgliedschaft sieht dabei nur Rotenburg vor.