Hamburg. In der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai sind am Nikolaustag die drei neuen Kinderbischöfe in ihr Amt eingeführt worden. Matthis Hoffmann (11), Lucy Thomsen (10) und Johanna Schwerin (10) werden sich vor allem dem Müll widmen. Besonders bedrückend sei das Thema in armen Ländern, sagte Lucy in der Predigt vor mehreren hundert Kindern. "Da leben Kinder auf und in den Müllbergen, weil sie so arm sind, dass sie woanders nicht hinkönnen."
Hauptpastor Martin Vetter führte die Kinderbischöfe in ihr neues Amt ein: Er übergab ihnen den traditionellen Chormantel, die Bischofsmütze und den Hirtenstab. Dazu überreichte er jedem einen Ring und ein Kreuz. Junge Straßenreiniger fegten während des Gottesdienstes Müllreste durch die Kirche. Dazu präsentierten die Kinder Kleidung aus alten Getränkedosen und einen Adventskalender aus Socken.
Während ihrer Amtszeit bis zum 25. Januar 2018 wollen die drei Kinderbischöfe das Thema auf unterschiedliche Weisen betrachten. Das Engagement für eine gesunde Umwelt sollte in der Schule beginnen, sagte Johanna. "Müll gehört in den Mülleimer. Ohne Ausnahme." Geprüft werde, wie die Mülltrennung in der Schule verbessert werden könne. Sinnvoll sei außerdem, gebrauchte Kleidung nicht wegzuwerfen, sondern stattdessen zu tauschen.
Müll in der Schule gesammelt
Die Schüler hatten eine Woche lang den Müll auf dem Schulgelände gesammelt und 80 Müllsäcke damit gefüllt. Gesammelt wurden Joghurtbecher, Lollistiele, Sportschuhe, Schokoladenpapier und Schulhefte. Der Abfall müsse deutlich weniger werden, forderte Matthis. So sollten Schüler ihr Essen nicht in Plastiktüten oder Alufolie mitbringen, sondern wiederverwendbare Dosen benutzen.
Die Kinderbischöfe kommen aus den fünften Klassen der evangelischen Wichern-Schule in Hamburg-Horn. Geplant ist auch ein Treffen mit "Amtsschwester" Bischöfin Kirsten Fehrs in der Bischofskanzlei. Seit 1994 werden alljährlich Schüler der Wichern-Schule in St. Nikolai als Kinderbischöfe eingeführt. Sie setzen sich seitdem mit ihren Klassenkameraden für bessere Lebensbedingungen und die Rechte von Kindern in Hamburg ein. Die Tradition der Hamburger Kinderbischöfe geht auf einen mittelalterlichen Brauch zurück, der in ganz Europa verbreitet war. (epd)