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Neuartiger Roboter in Menschengestalt vorgestellt

Science Fiction ist ein Stück weiter Realität geworden: Forscher der Technischen Universität (TU) Darmstadt haben den „ersten drehmomentgeregelten humanoiden Roboter in Deutschland“ vorgestellt. Der Roboter in Menschengestalt könne nicht nur wie bisherige Roboter eine einprogrammierte Position einnehmen, erklärte der Informatiker Jan Peters, Professor für Intelligente Autonome Systeme. Er könne mit seinen 32 Gelenken drehmomentgesteuert agieren und sei dadurch viel flexibler. Weltweit gebe es derzeit nur fünf weitere Forschungsstandorte mit einem solchen Roboter.

Der Roboter lerne zuerst durch Nachahmung, erklärte Peters. So habe er Tischtennisspielen und jonglieren mit fünf Bällen gelernt. Der 1,75 Meter große und 95 Kilo schwere Roboter sieht mithilfe von sieben Kameras, eine am Kopf, zwei an jeder Hand und eine an jedem Fuß, und spricht mit einer menschlich klingenden Männerstimme. Der Roboter habe die Fähigkeiten eines eingebauten Computers, könne die Position verändern, schnell reagieren und schwere Lasten heben, erklärte Peters. Die Entwicklung habe zwei Millionen Euro gekostet, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Drittmitteln.

Der Roboter unter dem Markennamen „Talos 2“ wird von den Wissenschaftlern „Hainer“ genannt in Anlehnung an den typischen Darmstädter Namen Heiner, verändert durch „ai“ für Artificial Intelligence (Künstliche Intelligenz). In einer Demonstration führte Hainer vor, wie er die Arme fließend in verschiedene Richtungen bewegen kann, zu einem Tisch gehen, einen kleinen Gegenstand fassen und weiterreichen sowie auf einem Wackelbrett balancieren kann. Als nächste Aufgabe solle er Schlagzeugspielen lernen, sagte der Informatiker und Laborleiter Oleg Arenz.

Das Ziel sei, dass ein Roboter als autonome Arbeitskraft eingesetzt werden kann, erklärte Peters. Dies könne in fünf bis zehn Jahren der Alltag sein. In China forschten schon 100 bis 200 Firmen daran. Weltweit würden Roboter als Arbeitskräfte gebraucht, da die Bevölkerung in vielen Ländern schrumpfe. Forscher der TU Darmstadt arbeiteten mit der Ausgründung „telekinesis.ai“ an Robotern, die mittelständische Unternehmen einsetzen könnten. Während die herkömmliche Generation von Industrierobotern nur bestimmte Handlungen ausführen könne, werde die neue Generation Künstliche Intelligenz einbeziehen und eine Vielzahl verschiedener Tätigkeiten ausführen können.

Als Hürden für eine weitere Entwicklung und kommerzielle Herstellung in Deutschland bezeichnete Peters den Mangel an Informatikern, „wir bräuchten eine Verhundertfachung“. Dazu komme eine komplizierte Bürokratie, „in Deutschland muss man ein Jahr lang Formulare ausfüllen, wofür in den USA ein Blatt genügt“. Weiter müsse es einfacher werden, Kapital einzuwerben. Dennoch ist sich der Informatiker sicher: „Wir werden es erleben, dass Roboter Teil des Alltags werden.“ Vorstellbar sei etwa, dass ein Roboter ein Youtube-Lernvideo ansehe und die betreffende Tätigkeit danach sofort ausführe – das „kann alles Mögliche“ sein.