40 Prozent weniger Amseln, 25 Prozent weniger Feldsperlinge: Niedersachsens Singvögel sind laut einer aktuellen Zählung in Bedrängnis. Besonders der Klimawandel und eine Krankheit setzen den Tieren zu.
Ähnlich wie im Bundestrend ist die Zahl der Singvögel auch in Niedersachsen Naturschützern zufolge stark zurückgegangen. Das zeige die Auswertung der größten wissenschaftlichen Mitmachaktion Deutschlands, der Stunde der Wintervögel, teilte der Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen am Dienstag in Hannover mit. Landesvorsitzender Holger Buschmann zeigte sich “besorgt bis alarmiert”.
Dem Nabu zufolge sind die Bestände der zehn am häufigsten gemeldeten Singvogelarten – ohne Berücksichtigung von Rabenvögeln – im Vergleich zum Vorjahr im Mittel um 17,7 Prozent kleiner geworden. Der größte Rückgang sei mit minus 40 Prozent bei der Amsel zu verzeichnen – wohl hauptsächlich infolge einer neuerlichen Epidemie durch das sogenannte Usutu-Virus. Der Bestand der Heckenbraunelle sei um 29 Prozent eingebrochen, der des Feldsperlings um 25 Prozent. Die Blaumeise komme auf minus 16 Prozent, der Buchfink auf minus 15 Prozent. Es gebe 13 Prozent weniger Haussperlinge und 10 Prozent weniger Kohlmeisen.
An der Zählaktion hatten laut Nabu bundesweit 11.238 Menschen teilgenommen und vom 10. bis 12. Januar Vögel im eigenen Garten, auf dem Balkon oder in Parks gezählt. Das seien etwas weniger Teilnehmer als im vergangenen Jahr. Selbst wenn man diese etwas geringere Teilnehmerzahl und den Witterungsumschwung von grautrüb zu einem Wintereinbruch berücksichtige, hätten sich die Zahlen vieler Singvogelarten sprunghaft negativ entwickelt, erklärte Buschmann, “Das erfüllt uns wirklich mit großer Sorge.”
Die meisten Singvögel sind laut Buschmann auf Insekten als Hauptnahrung angewiesen. Bei diesen seien erhebliche Rückgänge durch Klimakrise, extrem nasse Witterung im Vorjahr und die Intensivierung der Landwirtschaft festzustellen. Es fehlten weiter naturnahe Gärten und Parks, kräuterreiche Blühflächen, Wegränder und Brachen, artenreiches Grünland und Feldgehölze. “Und immer noch versiegeln wir auch in Niedersachsen viel zu viel Boden mit Asphalt und Beton.”