Udo Lindenbergs “Sonderzug nach Pankow” ist ein Kulthit. Der Song von 1983 hinterfragte die DDR-Staatsführung. Jetzt sorgt ein Verbot des Wortes “Oberindianer” für Diskussionen. Muss das sein?
In der Diskussion um das Wort “Oberindianer” in einem Lied von Udo Lindenberg hat sich jetzt die Native American Association of Germany geäußert. “Das Wort Oberindianer würde ich in einem solchen Zusammenhang heute nicht mehr verwenden”, sagte die Vorsitzende Carmen Kwasny am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das Lied “Sonderzug nach Pankow” sei allerdings in einer ganz anderen Zeit entstanden.
Musiker Udo Lindenberg wandte sich mit “Sonderzug nach Pankow” vor rund 40 Jahren an die Menschen und die Staatsregierung der DDR. Sein Ziel: Auftrittsmöglichkeiten im sozialistischen Ostdeutschland. Kwasny sagte, sie persönlich habe das Lied immer als sehr mutig empfunden.
Die Berliner Stiftung Humboldt Forum hat jüngst entschieden, “Oberindianer” bei einem geplanten Chorkonzert im Lied von Lindenberg auszulassen, weil es als diskriminierend wahrgenommen werden könnte.
“Es gibt andere deutsche Sänger, die einen Federschmuck getragen haben. Das ist eindeutig ein No-Go”, so Kwasny. Der Schmuck habe eine besondere Bedeutung und gehöre nicht auf eine Showbühne.
Die deutsche Native American Association sprach sich dagegen aus, das Wort Indianer ganz aus dem Wortschatz zu streichen. “Das Wort ‘Indian’ als rassistisch zu bezeichnen, ist sehr problematisch, da es von vielen Native Americans verwendet wird”, erklärte die Vorsitzende. “Ein Verbot ist ein Schlag ins Gesicht dieser Menschen, denn sie identifizieren sich mit ihrer Tribal Nation oder Community.” Indianer ist die Übersetzung des Wortes Indian.
Aus der Fremdbezeichnung Indianer wurde im Laufe der Jahre oft eine Eigenbezeichnung, erklärte Kwasny. Sie verweist auf ein Verzeichnis der von der US-Regierung anerkannten Native American Tribes. Bei sehr vielen Stammesnationen und Communities ist das Wort “Indian” bis heute ein Teil ihres Namens.
“Vor dem geschichtlichen Hintergrund betrachtet, ist es äußerst problematisch, solche Verbotsentscheidungen über die Köpfe dieser Menschen hinweg zu treffen”, kritisierte die Vorsitzende. Genau das sei während der Kolonialzeit geschehen. “Wir als Vereinigung haben nie gefordert, das Wort Indianer aus dem Sprachgebrauch zu verdammen.”
Mehr als das Wort Indianer stört sie etwas anderes: “Es ist mit sehr vielen stereotypen Vorstellungen verbunden”, sagte Kwasny. Für eine Neubewertung des Wortes fehlten vielen Informationen.