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Nachruf auf Hans Müller: Der leitende Landwirt für die Domstiftsgüter

Hans Müller stand als Betriebsleiter der Domstiftsgüter dem Kreis der Leiter von kirchlichen landwirtschaftlichen Gütern in der DDR vor. In dieser Position hatte er mit Herausforderungen zu kämpfen.

Hans Müller, Gutesstiftsleiter des Gutes Mötzow bei Brandenburg 19.9.1936-28.2.20255
Hans Müller, Gutesstiftsleiter des Gutes Mötzow bei Brandenburg 19.9.1936-28.2.20255privat

Es war in einer der ersten Sitzungen des Kirchlichen Landwirtschaftsrates Mitte der 1970er Jahre, dass sich der Landwirt Hans Müller den kirchlichen Eigentümern als neuer Leiter des Landwirtschaftsamtes im Domstiftsgut Mötzow bei Brandenburg vorstellte, der fachlichen Aufsicht über die Betriebe. Der Landwirtschaftsrat fasste die kirchlichen Landwirtschaftsbetriebe zwischen Prignitz und Erfurter Umgebung zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammen: Kloster Stift zum Heiligengrabe, Domstift Brandenburg, Reformierte Gemeinde Halle, Brüder-Unität Herrnhut.

Wilfried Merian als landwirtschaftlicher Berater des Rates und späterer Domherr hatte Hans Müller empfohlen. Er hinterließ einen guten Eindruck und wurde einstimmig gewählt. Da ich selbst einige Zeit später Geschäftsführer des Landwirtschaftsrates wurde, hatten wir nun häufiger miteinander zu tun. Seine ruhige Art, verbunden mit Sachkenntnis, war für mich sehr hilfreich. Er konnte selbst schwierige Sachfragen für den Laien verständlich erklären.

Von der sowjetische Besatzungszone zur DDR-Landwirtschaft

Die kirchliche Landwirtschaft war in der DDR in großen Schwierigkeiten. Hatte die sowjetische Besatzung die kirchlichen Eigentümer noch ungeschoren davonkommen lassen, so stellte sich die DDR-Regierung diesem angeblichen Überbleibsel einer bürgerlichen Vergangenheit sehr bald negativ entgegen. Man scheute wohl den Weg einer Enteignung und griff stattdessen auf das Instrument der Besteuerung zurück. Die landwirtschaftlichen Erträge wurden übermäßig besteuert, sodass die kirchlichen Eigentümer sehr bald vor der Frage einer Aufgabe standen.

Die Aufgabe des leitenden Landwirtes in der kirchlichen Landwirtschaft bestand darin, auf der einen Seite den einzelnen Betriebsleitern ein vernünftiges Maß an Selbstständigkeit zu lassen, und andererseits die gesamte Kooperation nach einheitlichen Grundsätzen zu leiten. Das setzte eine Fülle von Anstrengungen voraus; Ergebnisse stellten sich oft erst nach einiger Zeit heraus.

Im Laufe der Jahre ergaben sich noch weitere Aufgaben. Das Gutshaus in Mötzow war immer wieder ein gastfreier Ort für Auswärtige. Ute und Hans Müller versorgten die Gäste nicht nur mit Essen; sie informierten auch offen und freundlich über die Herausforderungen in der DDR-Gesellschaft. Ich selbst konnte dies oft selbst miterleben.

Rückkehr zur Verpachtung

Ein Einschnitt war die politische Wende 1989. Hatte man 1945 seitens der Kirche die Bewirtschaftung selbst übernehmen müssen, bot sich nun die Rückkehr zu der ursprünglichen Praxis der Verpachtung an. Hans Müller hat diese Entwicklung bis hin zu der erwähnten Verpachtung selbst erlebt. Sein Eintritt in den Ruhestand war das natürliche Ende der kirchlichen Eigenbewirtschaftung. Er zog in eine Wohnung in Brandenburg, blieb aber innerlich seiner alten Arbeit verbunden. Die Bundesrepublik Deutschland ehrte ihn mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Hans Müller, geb. 19. September 1936, starb am 28. Februar 2025 im Alter von 88 Jahren.

Die Beerdigung findet am 29. März 2025 um 12 Uhr im Gutshof Mötzow, 14778 Beetzseeheide.

Hans-Georg Hafa ist Oberkirchenrat der Union Evangelischer Kirchen (UEK) im Ruhestand.