Die Protestantische Alumneumsstiftung hat grünes Licht für den Neubau des studentischen Wohnheims „Melanchthon“ in Regensburg gegeben. Die Zusage zur Förderung des Wohnraums für Studierende durch das bayerische Bauministerium sei Ende Februar erteilt worden, sagte der Geschäftsführer der Stiftung, Tilmann Kaiser, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nach etlichen Verzögerungen könne das 61-Millionen-Euro-Projekt, inklusive Bestandsrückbau, nun zügig umgesetzt werden.
Die Schaffung von kostengünstigem Wohnraum für Studierende liege im besonderen Interesse der Staatsregierung, teilte das bayerische Bauministerium auf Anfrage mit. In den Jahren 2022 und 2023 seien mehr als 1.500 Wohnplätze für Studierende mit staatlichen Zuschüssen gebaut worden. Aktuell stehen dem Freistaat demnach aus Landes- und Bundesmitteln insgesamt rund 115 Millionen Euro für die Förderung von sozialem Wohnraum für Studierende und Auszubildende zur Verfügung. Zahlreiche Voranfragen lägen bereits vor, unter anderem in den Hochschulorten München, Nürnberg, Hof, Kulmbach, Ansbach, Traunstein und Regensburg.
In Regensburg sind zwei Neubaukomplexe in energieeffizienter Holzmodulbauweise mit insgesamt 450 Zimmern und Appartements geplant. Auf dem Bestandsareal im Stadtwesten stehen bis dato noch zwei alte Betonkomplexe aus den 1970er-Jahren. Erhebliche Mengen an Schadstoffen sollen sich im Bauwerk und auch im Baugrund befinden, monierte das Bauministerium 2019 bei der ersten Einreichung der Pläne. Zudem seien die alten Gebäude „bautechnisch desolat“ und entsprächen nicht mehr den aktuellen Bauvorschriften, insbesondere den Anforderungen des Brandschutzes und der Energieeinsparung. Die kirchliche Stiftung entschied sich aus diesen Gründen für einen Neubau.
Bereits Ende 2022 sollte mit dem Rückbau begonnen werden, doch es sei „aufgrund von Corona, Ukrainekrieg und Baupreissteigerungen“ immer wieder zu Verzögerungen gekommen, erläuterte Kaiser. Letztendlich habe das auch Vorteile gehabt: „Das Warten hat sich gelohnt.“ Die Förderrichtlinien für ökologischen und sozialen Wohnungsbau wurden im September 2023 geändert, sodass die Fördersumme nun höher ausfalle. Förderfähig sei das Projekt zum einen als „Effizienzhaus 55-Standard“ mit hohem Wärmespeicherungspotenzial, mit Holz als nachwachsendem Rohstoff, mit Photovoltaik auf dem Dach und weniger Flächenversiegelung. Zum anderen werde es aus Mitteln des sozialen Wohnungsbaus gefördert.
Planer, Projektleute und das Architekturbüro Neumann & Heinsdorff, das das Wettbewerbsverfahren 2020 gewonnen hatte, seien zwischenzeitlich aus dem Standby-Modus geholt worden, erläuterte Kaiser. Die beiden Neubauten sind als viergeschossige Holzbauten geplant. Die 450 Wohnplätze werden als Raummodule mit etwa 25 Quadratmetern Größe ausgeführt. Es werde keinen Raum mehr geben, der nicht über ein eigenes Bad mit Dusche und WC verfügt, auch nicht in den Wohngemeinschaften (WG), sagte Kaiser.
Bewusst eingeplant seien auch wieder WGs, die das Gemeinschaftsleben unter den Studierenden fördern sollen. Die Pkw-Stellplätze wurden mit 54 Tiefgaragenplätzen deutlich reduziert. Bei der Neuplanung sei auf Wunsch der Stadt Regensburg eine Fahrradgarage mit 450 Stellplätzen vorgesehen sowie drei E-Carsharing-Parkplätze.
Bis Anfang 2022 wohnten im alten Melanchthonheim noch etwa 380 Studierende. In den folgenden zwei Jahren kamen dort Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unter. Deren Mietverträge laufen den Angaben zufolge Ende März aus. Der Bestandsrückbau erfolge in diesem und im kommenden Jahr. Er werde von einem Projekt der TU München begleitet, das sich auf das Recyceln von Betonbaustoffen konzentriert. Bezugsfertig sollen die Neubauten zum Wintersemester 2026/27 sein. Die Stiftung unterhält zwei weitere Studierendenheime und wird den Angaben zufolge mit dann 930 Plätzen der zweitgrößte Anbieter von Studierenden-Wohnraum in Regensburg sein. (00/0882/15.03.2024)