Naturschützer machen auf die Gefährdung der Orchideen im Nordosten aufmerksam. „Kaum eine der 50 in Mecklenburg-Vorpommern heimischen Orchideenarten steht nicht auf der Roten Liste MV. Neun davon gelten bereits als verschollen“, sagte Heike Ringel von der Nabu-Arbeitsgemeinschaft Geobotanik, wie der Naturschutzbund (Nabu) MV in Schwerin mitteilte. „Und über die Hälfte dieser Arten, für die wir eine besondere Verantwortung tragen, ist auch deutschlandweit gefährdet.“
Besonders dramatisch sei die Situation beim Sumpf-Glanzkraut, Sumpf-Knabenkraut und Breitblättrigen Knabenkraut, hieß es. „Beim Breitblättrigen Knabenkraut sind fast 90 Prozent der Vorkommen in Deutschland erloschen, diese Entwicklung ist auch bei uns in Mecklenburg-Vorpommern offensichtlich“, sagte Ringel. „Von anderen Arten wie dem Sumpf-Knabenkraut gibt es nur noch einige lokale Minivorkommen, insbesondere im Bereich um Pasewalk.“
Ein Hauptgrund für den Rückgang sei die intensive Nutzung der Wiesen und Grünländer. Ein anderes Extrem sei die Nutzungsaufgabe: „Auch hier haben die Orchideen meist keine Chance, weil der Grasaufwuchs zu hoch ist und Verbuschung einsetzt“, erklärte Ringel. Ein gewisses Maß an Nutzung und Wiesenpflege sei erforderlich, um die Artenvielfalt auf Wiesen- und Grünlandstandorten zu erhalten.
Am Wochenende (16. bis 18. Mai) kommen Orchideenfreunde und -experten der im Nabu MV organisierten AG Geobotanik zu einem Kartierungstreffen in der Nähe von Friedland (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) zusammen. Sie werden in der Region um Altentreptow, Tollense, Datze und Friedland bekannte Standorte ausgesuchter Orchideenarten aufsuchen und die aktuelle Verbreitung überprüfen. Dabei sollen laut Nabu auch Lebensraumveränderungen erfasst werden.
Eingeladen seien botanisch Interessierte, Vertreter von Naturschutzbehörden, Naturschutzstiftungen und -verbänden, Landschaftspflegeverbänden, Forstämtern sowie Landschaftsplaner, Lehrer und Studierende, hieß es. „Wir wollen botanisch Interessierte bzw. Aktive aufrufen, die Pflanzen-Familie der Orchidaceae in den Fokus zu nehmen und sich für den Erhalt der Lebensräume einzusetzen“, sagte Ringel. Ein Schwerpunkt des Treffens werde auf der Situation der Orchideen in MV und der Arbeit im Gelände zur aktuellen Orchideenkartierung liegen.