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MV: Versorgung in Pflegeheimen über Bundesdurchschnitt

Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner in Mecklenburg-Vorpommern werden besser versorgt als im Bundesdurchschnitt. Das zeigt der aktualisierte „Qualitätsatlas Pflege“, den das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) am Montag veröffentlicht hat, teilte die Krankenkasse AOK Nordost mit. Die Bewohnenden erleben demnach seltener kritische Ereignisse in der pflegerischen, ärztlichen und therapeutischen Versorgung. Dennoch gebe es auch in MV Potential zur Verbesserung, hieß es.

Die Dauerverordnung von Beruhigungs- und Schlafmitteln sei laut WIdO bundesweit weiterhin ein Problem. So erhielten in Deutschland 7,14 Prozent der Bewohnenden in Pflegeheimen im Jahr 2023 eine Dauerverordnung von Benzodiazepinen, Benzodiazepin-Derivaten und Z-Substanzen. In Mecklenburg-Vorpommern liege der Wert bei 4,6 Prozent. Bei längerfristiger Gabe drohe eine medikamentöse Abhängigkeit.

Defizite in der Versorgungsqualität zeigten sich laut WIdO unter anderem an der Schnittstelle zur ambulant-ärztlichen Versorgung. Bundesweit haben demnach 79,2 Prozent der an Diabetes erkrankten Pflegeheimbewohnenden im Jahr 2023 keine augenärztliche Vorsorge erhalten. In MV waren es 76 Prozent. Die medizinischen Leitlinien sehen hingegen eine regelmäßige Kontrolle der Augen vor, da der Erhalt der Sehkraft ein wesentlicher Faktor für Lebensqualität und Selbstständigkeit sei, sagte Susann Behrendt, Forschungsbereichsleiterin Pflege im WIdO. „Bei Verlust drohen soziale Isolation, psychische Beeinträchtigungen sowie ein erhöhtes Risiko für Verletzungen.“

Wenngleich die Auswertung für MV „erfreuliche Ergebnisse“ zeige, müsse sich weiterhin gut um das Personal gekümmert werden, erklärte Jens Kreutzer, Pflegeexperte bei der AOK Nordost. „Denn eine erhöhte Dauergabe von Ruhigstellern hängt häufig mit einer knappen Personaldecke zusammen. Daher ist es gut und richtig, wenn in Pflegeeinrichtungen künftig durch die Pflegeassistenzausbildung mehr unterstützendes Personal Betreuungsaufgaben wahrnehmen kann.“ Dafür brauche es langfristig wirksame Strukturveränderungen.

Die WIdO-Analysen für den „Qualitätsatlas Pflege“ beruhen auf den Abrechnungsdaten der elf AOKs in Deutschland. Nach eigenen Angaben versichern sie rund ein Drittel der Bevölkerung. Insgesamt seien in die Auswertung die Daten von rund 350.000 Pflegeheimbewohnenden ab 60 Jahren eingeflossen. Das entspriche knapp der Hälfte aller stationär versorgten Pflegebedürftigen in Deutschland.