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Museum zeigt jüdisch-christliche Beziehungsgeschichte

Jüdische Geschichte nicht als Verfolgungs- und Außenseitergeschichte zu erzählen, sondern mit dem Blick auf die lange sehr engen Beziehungen zwischen Mehrheit und Minderheit – das ist der Grundansatz der neuen Dauerausstellung im Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim (Kreis Biberach). Museumsdirektorin Paula Lutum-Lenger sprach bei der Eröffnung am Mittwoch von einem bundesweit einzigartigen Konzept. Das Museum, das Teil des Hauses der Geschichte Baden-Württembergs ist, werde damit zu einem deutschlandweit bedeutsamen Lern- und Erinnerungsort.

Laupheim war bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 die Heimat einer der größten jüdischen Gemeinden in Württemberg. Jüdische Bürger saßen im Gemeinderat. Die Schau beschreibt persönliche Freundschaften mit wechselnden Einladungen zu Festen an Fastnacht und Purim. Beim jüdischen Gottesdienst in der Synagoge spielte ein katholischer Kapellmeister.

Die Ausstellungsmacher nutzen verschiedenfarbige Fäden, um das vielfältige Beziehungsnetz zwischen Juden und Christen zu illustrieren. Das NS-Terrorregime bedeutete dann das grausame Ende der jüdischen Gemeinde. Die Nationalsozialisten brannten die Laupheimer Synagoge nieder. In der Ausstellung laufen die bunten Bänder bis zur Leere einer großen weißen Wand.

“Die Themen der Ausstellung sind aktueller denn je: etwa die Frage nach den Bedingungen von Zugehörigkeit und Teilhabe oder nach der Ausgrenzung von Minderheiten, dem Hass auf das Fremde. Das Museum bietet dazu vielfältige Anknüpfungspunkte für Gespräche über die Gegenwart”, sagte Projektleiterin Cornelia Hecht-Zeiler.

Zur Schau wird eine App angeboten, die Besucher zu historischen Stätten in Laupheim führt. Etwa zum Geburtshaus von Carl Laemmle, der nach seiner Emigration in die USA zum Mitbegründer der Filmindustrie in Hollywood wurde.