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Müngstener Brücke “kandidiert” für Unesco-Weltkulturerbe-Liste

Die Müngstener Brücke könnte zum Weltkulturerbe erklärt werden. Die Kulturministerkonferenz habe den Antrag der nordrhein-westfälischen Landesregierung angenommen, die Großbogenbrücke auf die nächste deutsche Tentativliste zur Nominierung von Kulturerbegütern aufzunehmen, wie das NRW-Heimatministerium am Montag in Düsseldorf erklärte. Die Müngstener Brücke sei „ein Paradebeispiel für europäische Ingenieurskunst“, sagte Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU). Die höchste stählerne Eisenbahnbrücke Deutschlands verbindet seit 1897 Solingen und Remscheid über das Tal der Wupper.

Die Stadt Solingen hat sich mit der Müngstener Brücke zusammen mit fünf weiteren Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts in Italien, Frankreich und Portugal für die Aufnahme ins Weltkulturerbe der Unesco beworben. Die Aufnahme des Antrags auf die neue Tentativliste sei „ein Meilenstein auf dem Weg zum siebten nordrhein-westfälischen Welterbe“, betonte Scharrenbach. Die internationale Zusammenarbeit mit Italien, Frankreich und Portugal biete eine große Chance, eine Anerkennung als Welterbe zu erlangen. Neben der Müngstener Brücke gehören die Ponte Pia Maria und die Ponte Dom Luís I in Portugal, das Viaduc de Garabit und das Viaduc du Viaur in Frankreich sowie die Ponte San Michele in Italien dazu.

Die Müngstener Brücke, die 107 Meter hoch und 465 lang ist, wurde aus Flussstahl in freier Vorbauweise errichtet: ohne Baugerüst „wuchsen“ beide Brückenhälften aufeinander zu, die Monteure arbeiteten in der Höhe. Nach drei Jahren Bauzeit war die Brücke 1897 zum 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I., dem anfänglichen Namensgeber des Bauwerks, fertiggestellt. Mit rund 950.000 Nieten wurden die Stahlteile verbunden. Bis heute gilt das Bauwerk als technische und bauliche Meisterleistung. Die Brücke machte Schlagzeilen, als sie 2010 aufgrund von Rost und statischen Problemen gesperrt wurde. Nach mehreren Sperrphasen, Bauarbeiten und Sanierungen wurde sie 2015 schließlich wieder für den Regionalverkehr freigegeben, seit 2018 auch für den Güterverkehr.

Die Liste der Nominierungen wird wischen den 16 Bundesländern abgestimmt. Sie bündelt Objekte, die der Unesco von der Bundesrepublik in den kommenden Jahren als zukünftige Welterbestätten vorgeschlagen werden sollen. Die Liste soll im kommenden Jahr bei der Unesco eingereicht werden. Auf der deutschen Tentativliste stehen nach Angaben der deutschen Unesco-Kommission auch die Waldsiedlung Zehlendorf in Berlin, die archäologische Fundstätte Schöninger Spree in Niedersachsen, das Pretziener Wehr in Sachsen-Anhalt, Keltische Machtzentren der älteren Eisenzeit in Baden-Württemberg und Hessen in Kooperation mit Frankreich sowie der Fernsehturm Stuttgart und der Olympiapark München.