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Münchner NS-Dokumentationszentrum öffnet wieder

Es sind kleine, ganz alltägliche Dinge wie ein Bierkrug. Doch hinter ihnen stecken Geschichten. Es lohnt sich, sie im NS-Dokumentationszentrum in München zu ergründen, um Geschichte und Erinnerung begreifbar zu machen.

Nach einer fünfmonatigen Umbauphase hat das NS-Dokumentationszentrum in München ab diesem Donnerstag wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Diese sollen laut Ankündigung in der neuen, bis 10. Mai 2026 dauernden Sonderausstellung “Erinnerung ist” zu einem gemeinsamen Nachdenken eingeladen werden: Es gehe um die Frage, wie schwierige und schmerzhafte Erfahrungen dargestellt, vermittelt, rezipiert und gedeutet werden könnten. Dafür ergänzten mehr als 20 ausgewählte Objekte die permanente Schau.

“Ein Hut, eine Marionette, ein Tablettenröhrchen, ein Bierkrug, – welche Erinnerungen haften diesen Dingen an, welche Geschichten können sie erzählen? Was wollen wir mit und von ihnen erfahren?”, so das Haus weiter. Große und kleine, alltägliche und ungewöhnliche Dinge schüfen sinnliche Zugänge und ermöglichten einen anderen Blick auf die Vergangenheit, heißt es in der Mitteilung. Konkrete Gegenstände und individuelle Perspektiven machten übergeordnete Themen greifbar.

Gezeigt wird zudem die Videoinstallation “overexposed/underexposed” der Filmemacher Mila Zhluktenko und Daniel Asadi Faezi. Dafür untersuchten sie acht Orte in München, die eine Geschichte terroristischer Gewalt in sich tragen, an denen Menschen aus rechtsextremen, rassistischen und antisemitischen Motiven getötet, verletzt und traumatisiert wurden. Die Installation sei bis 19. Oktober zu sehen und als filmisches Mahnmal den Opfern der Anschläge gewidmet.

Der 8. Mai – der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa – war bewusst für die Wiedereröffnung gewählt worden, wie es heißt. Das Datum markiere auch das zehnjährige Bestehen des Zentrums. Die Umbaumaßnahmen verbesserten die Barrierefreiheit und die Sicherheit im Haus. Zudem entstanden neue Räume für Kommunikation, Vermittlung und Austausch. So sei unter anderem ein Lesecafé mit Laden dazugekommen.

Am Standort der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP unweit des Königsplatzes setzt sich das Dokuzentrum seit 2015 mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinander. Am 5. September 2024 hatte ein später von der Polizei erschossener 18-jähriger Österreicher mit bosnischen Wurzeln mit einem Gewehr zweimal auf die Fassade des NS-Dokumentationszentrums gefeuert und danach auf das benachbarte israelische Generalkonsulat.