Paola Antonelli (60), Designchefin im Museum of Modern Art in New York, hat eine klare Vorstellung von einer idealen Welt. “Eine gute Welt wäre eine mit weniger und besseren Produkten, mit einem erfüllenderen digitalen Leben, mit Generationen, die gut miteinander verbunden sind”, sagte die gebürtige Sardin dem “Süddeutsche Zeitung Magazin” in München. Eine gute Welt wäre “weniger eurozentrisch geprägt”, in ihr gäbe es “mehr Großzügigkeit und weniger Armut”.
Antonelli warb für eine neue gesellschaftliche Rolle von Designern: “Ich will Designer im Bürgermeisterbüro, aber auch in den Gremien der EU. Ich möchte, dass Designer als öffentliche Intellektuelle behandelt werden und als integraler Bestandteil von politischen Entscheidungen.” Dadurch würde sich die Beziehung zwischen Menschen und Objekten ändern. “Wir alle wollen Produkte, die besser entworfen sind, länger haltbar, wiederverwendbar, updatebar.”
Designer müssten heute den gesamten Materialkreislauf im Blick haben, sagte die Museumsfrau, von der Herstellung bis zur Entsorgung und dem späteren Verbleib. “Das Objekt ist nur ein Moment im Leben eines Materials.” In der aktuell von ihr kuratierten Ausstellung “Life Cycles” würden zum Beispiel aus Kuhdung hergestellte Lampen aus Indonesien und Tapeten aus getrockneten Maishülsen aus Mexiko gezeigt.
“Wir als Menschheit können so viel erreichen, alles so viel besser machen, bevor wir von der Bildfläche verschwinden”, sagte Antonelli. Sie glaube an die menschliche Kreativität und Empathie. “Weil Armut, Krieg und Zerstörung die Welt regieren, hat es der Optimismus gerade schwer. Wir sollten also unseren Teil dazu beitragen, das Leben für alle um uns herum zu verbessern, für andere Spezies, andere Menschen, andere Nationen. Das ist unsere einzige Chance, nicht an uns selbst zu verzweifeln”, so die Kunstexpertin. “Lasst uns wenigstens unsere Auslöschung gut designen.”