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Moderator Plasberg: “Haltung ist etwas für Orthopäden”

Beim Kölner Forum für Journalismuskritik ging es um die Reaktion der Medien auf den Populismus. Für Ex-“Hart aber Fair”-Moderator Frank Plasberg ist die Sache klar: “Haltung ist etwas für Orthopäden.”

Was haben die klassischen Medien dem “Populismus” heute noch entgegenzusetzen? Das hat das “Kölner Forum für Journalismuskritik 2025” im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks am Freitag zu klären versucht. “Sind Medien gegen Populisten wehrlos?” so der Titel eines zentralen Panels, auf dem Christoph Neuberger, Kommunikationswissenschaftler an FU Berlin, die öffentlich-rechtlichen Sender ermahnte, mehr “Selbstreflexion” bei den “elitären Talkshows” zuzulassen

Die Strategie der Populisten sei klar, ergänzte die Medienkritikerin Nadia Zaboura: “Der Aufbau eines Narrativs – wir gegen die.” Bereits seit 2015 werde gefordert, dass autoritäre Demokratiegegner inhaltlich gestellt werden müssten. Gelungen ist das bis heute wohl nicht, wenn man auf die aktuellen Erfolge der AfD schaut.

Alt-Polit-Talkmaster Frank Plasberg (“Hart aber Fair”) kritisierte daher den Weltverbesserungsdrang vieler Journalisten: “Haltung ist etwas für Orthopäden.” Sagen was ist, darstellen wie die Welt ist und nicht wie sie sein sollte – das pries der prominente Diskussionsteilnehmer als Rezept, um wieder mehr Menschen, die sich offenbar von der Berichterstattung ausgeschlossen fühlten, mitzunehmen.

“Wenn man hier die Diskussion verfolgt, dann gewinnt man den Eindruck, Populisten – das sind immer die anderen.” So die kritische Feststellung eines Besuchers des Forums, gerichtet an die Teilnehmer des Panels. Der Fragesteller aus dem Publikum verwies unter anderem als Beispiel auf die Geschehnisse der Silvesternacht 2015/2016 in Köln, als zahlreiche Übergriffe auf Frauen durch Gruppen junger Männer hauptsächlich aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum verübt wurden und die öffentlich-rechtlichen Medien zunächst nur zurückhaltend und verspätet über die Vorkommnisse berichteten.

Das sei nicht politisch motiviert gewesen, sondern nur “verschnarcht” versuchte Plasberg dieses Versäumnis zu erklären. “Ja, es gab ein erzieherisches Moment”, das heute aber überwunden sei, gab Plasberg zu, der auch auf seine eigenen Erfahrungen mit Anweisungen von “oben” verwies. Eine “WDR-Hierarchin” habe ihm selbst seinerzeit untersagen wollen, das Attentat auf die französische Satire-Zeitschrift “Charlie Hebdo” in seiner Sendung “Hart aber Fair” zu thematisieren. Ihre Begründung, laut dem Ex-Moderator: Das sei Wahlhilfe für die AfD. Dennoch habe er durchgesetzt, dass ein Talk dazu stattfinden konnte.

Zaboura jedenfalls riet dazu “nicht über jedes Stöckchen zu springen”, um populistischen Akteuren nicht unnötig Raum für Agitation zu bieten. Der Nachrichtenwert sollte entscheiden, nicht die Klickzahlen.