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Modediscounter unter Druck

Ein „Textilbündnis“ soll die Sozial- und Umweltstandards in der Textilindustrie verbessern. Viele Modeketten weigerten sich lange, die freiwillige Verpflichtung zu unterzeichnen

BERLIN – Rund acht Monate nach Gründung des Textilbündnisses sind die Spitzenverbände von Handel und Industrie sowie rund 30 Marktführer der Modebranche der Initiative der Bundesregierung beigetreten. Man wolle gemeinsam mit der Politik und Vertretern der Zivilgesellschaft dazu beitragen, die Sozial- und Umweltstandards in der Produktions- und Lieferkette zu verbessern, erklärten die Verbände Anfang Juni in einer gemeinsamen Mitteilung.
Beigetreten sind unter anderem die Kleidungsdiscounter KiK, C&A, Ernsting's Family und H&M. Zudem haben die Supermarktketten Aldi, Lidl und Rewe ihren Beitritt erklärt. Auch der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie, der Handelsverband Deutschland, der GermanFashion Modeverband, der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie und die Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels schlossen sich der Initiative an.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller zeigte sich erfreut. Deutschland sei damit Vorreiter für die internationalen Bemühungen auf dem Weg zu fairen, sozialen und ökologischen Standards in den globalen Lieferketten. „Mit Textil machen wir hier in Deutschland einen Anfang“, erklärte der Minister.
Müller hatte das Textilbündnis im Oktober 2014 gegründet, dem nun mehr als 100 Mitglieder angehören, darunter viele Hilfsorganisationen. Anstoß war das Fabrikunglück von Rana Plaza in Bangladesch. Beim Einsturz des Hochhauses am 24. April 2013 kamen etwa 1200 Textilbeschäftigte ums Leben. Erklärtes Ziel des Textilbündnisses ist es, die sozialen, ökonomischen und ökologischen Bedingungen entlang der gesamten Lieferkette des Textil- und Bekleidungssektors – von der Rohstoffproduktion bis zur Entsorgung – nachweislich zu verbessern.
Zunächst waren wichtige Unternehmen dem Bündnis ferngeblieben. Im April verständigten sich Verbände und Regierung auf einen Aktionsplan. Menschenrechtler und Oppositionsparteien kritisierten aber, dass das Textilbündnis nur auf freiwillige Verpflichtungen setzt. epd

Ein Verzeichnis aller beigetretenen Unternehmen und Verbände gibt es im Internet unter www.textilbuendnis.com.