Stundenlange Autofahrten mit kleinen Kindern – für viele Eltern kommt das einer Horrorvorstellung gleich. Vor allem, wenn auch noch Stau hinzukommt. Jenny Menzel ist Mutter dreier Kinder und leidenschaftliche Reisende. Im Interview mit Andreas Laska erzählt die Reisebloggerin von ihren Stauerlebnissen und gibt gestressten Eltern Tipps.
Normalerweise gelten lange Autofahrten mit Kindern als anstrengend für alle Beteiligten. Sie aber sind mit Ihrem Nachwuchs ständig auf Achse. Kann man Kinder ans Reisen gewöhnen?
Unbedingt! Das ist auch der erste Tipp, den ich Eltern geben möchte: Fangen Sie möglichst früh mit dem Reisen an. So gewöhnen sich die Kinder daran, dass das Auto ein ganz normaler Aufenthaltsort ist, in dem man lernt, sich zu beschäftigen. Unsere drei sind das seit Babytagen gewohnt.
Und wenn wir heute unterwegs sind, dann spielen sie zusammen im Fond – so, wie sie das im Kinderzimmer auch tun würden. Natürlich gibt es da auch mal Streit. Aber das gehört eben dazu. Generell gilt für mich: Je unaufgeregter man das Thema Autofahrten angeht, desto entspannter sind die Kinder.
Vor einem haben alle Eltern Angst: Stau! Was war Ihr schlimmstes Stauerlebnis?
Wir leben in Dresden, so dass wir weniger staugeplagt sind als zum Beispiel Leute aus dem Ruhrgebiet. Aber kürzlich erst, an einem der langen Mai-Wochenenden, sind wir in einen Monsterstau geraten. Da ging eine Stunde lang gar nichts mehr.
Und? Was haben Sie gemacht?
Wir haben es mit Humor genommen. Man kann es ja sowieso nicht ändern. Wir haben das Radio laut aufgedreht und Disco gemacht. Da hatten alle Spaß, und die Zeit ist letztlich ganz schnell vergangen.
Manche Eltern verlegen lange Reisen in die Nacht, weil dann die Kinder schlafen. Was halten Sie davon?
Vor allem mit kleinen Kindern ist das in der Tat sehr praktisch. Nicht nur, weil der Nachwuchs schläft. Auch die Straßen sind dann herrlich leer. Die Frage ist eher, ob man das als Fahrer durchhält. Es gibt Menschen, denen macht das wenig aus. Für andere ist das nichts, weil sie einfach zu schnell müde werden. Ich gehöre leider zu Letzteren.
Wenn auf der Autobahn nichts mehr weitergeht, ist guter Rat teuer. Was sind Ihre Tipps, um die Stauzeit für die Kleinen möglichst effektiv zu überbrücken?
Wir hören gern Radio und gucken dann, was man mit dem Programm anfangen kann. Unsere Kinder sind ja schon älter – vier, neun und dreizehn –, da kann man auch schon zusammen Nachrichten hören und sich anschließend darüber unterhalten.
Überhaupt nutzen wir die gemeinsame Zeit gern, um uns miteinander zu beschäftigen. Mal ist das eine angeregte Unterhaltung, mal ein gemeinsamer Snack oder ein kleines Spiel.
Welche Spiele würden Sie empfehlen?
Im Handel gibt es ja allerlei Beschäftigungsboxen für lange Fahrten. So etwas kann durchaus sinnvoll sein, zumal, wenn man nicht so häufig mit Kindern unterwegs ist. Wir setzen eher auf die Klassiker wie „Ich packe meinen Koffer“ oder „Ich seh‘ etwas, was du nicht siehst“.
Allzweckwaffe in solchen Situationen ist oft das Handy oder Tablet. Selbst Eltern, die sonst eher restriktiv beim Medienkonsum sind, setzen dann schon mal die sonst geltenden Regeln außer Kraft. Richtig oder falsch?
Das kommt sicher auf die Kinder an. Ich persönlich bin da eher skeptisch, und zwar aus verschiedenen Gründen. Bei uns zum Beispiel hat die Große schon ein eigenes Handy. Irgendwann steckt sie sich dann die Kopfhörer ins Ohr und klinkt sich aus. Für sie ist das natürlich schön, aber für die Kleineren ist das schade, weil denen dann ein Ansprechpartner fehlt. Oft gibt es auch Streit darüber, wer gerade das Handy haben darf oder wer schnell noch was gucken möchte, bevor der Akku am Ende ist.
Auch finde ich es schwierig, Regeln einfach so außer Kraft zu setzen. Wir Erwachsene kommen damit zurecht, aber Kinder verstehen das schnell als Freibrief und wollen dann noch einen Film gucken und noch einen und noch einen. Selbst wenn man schon angekommen ist, haben die das Handy noch immer in der Hand.
Vieles, das Sie erwähnt haben, funktioniert gut mit älteren Kindern. Mit Jüngeren ist es schwieriger, weil es weniger Möglichkeiten der Beschäftigung gibt. Was raten Sie den Eltern ganz kleiner Kinder?
Ganz wichtig: Die Eltern sollten möglichst nicht genervt sein, wenn mal wieder Stau ist. Die schlechte Stimmung überträgt sich nämlich ganz schnell auf die Kleinen. Ansonsten muss man sehen, wie das Kind drauf ist und der Situation entsprechend reagieren. Letztlich ist es ja kein großer Unterschied, ob das Kind jetzt im Auto angeschnallt ist oder zu Hause in seiner Wippe sitzt.
Und wenn die Lage eskaliert? Wenn das Baby schreit, die Schwester zetert und der Papa die Nerven verliert – was hilft dann noch?
Dann hilft erst einmal nichts mehr. Ich denke, es ist ganz normal, dass es solche Situationen gibt, und das sollte man auch so akzeptieren. Es nutzt nichts, sich dann Vorwürfe zu machen oder gar zu meinen, dass man eine schlechte Mutter ist, nur weil man mal die Nerven verloren hat. Wenn sich Emotionen aufstauen, dann muss man sie auch rauslassen. Dann wird eben mal kräftig geschimpft. Danach macht man die Fenster auf, lässt die schlechte Stimmung raus und freut sich wieder auf den bevorstehenden Urlaub.