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Missbrauchsbeauftragte fordert unabhängige Anlaufstellen

Die unabhängige Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) aufgefordert, für Opfer sexualisierter Gewalt ein Recht auf Aufarbeitung einzuführen. „Sexuelle Gewalt ist auch in der evangelischen Kirche vielfältig verübt worden“, sagte sie der in Berlin erscheinenden „tageszeitung“ (taz, Freitag).

Am Vortag hatte ein von der EKD beauftragtes unabhängiges Forscherteam von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern bundesweit gesprochen. Die Forscher betonten, dass dies nur „die Spitze der Spitze des Eisbergs“ sei, weil vor allem Disziplinar-, kaum aber Personalakten eingesehen wurden.

Die Missbrauchsbeauftragte geht nach eigenem Bekunden davon aus, dass sich aufgrund der Veröffentlichung der Studie weitere Betroffene melden werden. Es müssten Personalakten ausgewertet und die Frage gestellt werden, wer verantwortlich war oder immer noch ist. „Es braucht unabhängige Strukturen, an die sich Betroffene wenden können“, mahnte Claus. Nötig sei in Bezug auf die Frage der Entschädigungszahlungen ein ähnliches System wie in der katholischen Kirche. Dafür brauche es klare Kriterien.

Claus äußerte sich verwundert, „dass heute noch nicht klar war, was jetzt getan wird“. Offen sei, wohin Betroffene verwiesen würden. Auch für die Anerkennung der Fälle und die Leistungen müsse sehr schnell eine Lösung gefunden werden. Entsprechende Entscheidungen müssten transparent getroffen werden, „denn wenn ich die Diskurse nicht sichtbar mache, wenn ich sie im Hinterzimmer oder in einem Beteiligungsforum debattiere, wird sich nichts ändern“.