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Missbrauch: Betroffeneninitiativen protestieren bei Bischofstreffen

Die deutschen katholischen Bischöfe tagen kommende Woche im Kloster Steinfeld im Bistum Aachen. Vor der Tür wollen Missbrauchsbetroffene protestieren.

Evangelische und katholische Kirche müssen sich mit dem Thema Missbrauch beschäftigen (Symbolbild)
Evangelische und katholische Kirche müssen sich mit dem Thema Missbrauch beschäftigen (Symbolbild)Imago / Onemorepicture

Betroffene von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche planen am Montag bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Kall-Steinfeld eine Protestaktion. Sie wollen am Vormittag Unterschriften einer Petition an der Mauer des Klosters Steinfeld aufhängen, die 88.000 Menschen unterzeichnet haben. Eine persönliche Übergabe an die Bischofskonferenz kann den Angaben zufolge aus Termingründen nicht stattfinden.

„Wir sind unzufrieden mit der Aufarbeitung“, sagte der Sprecher des Betroffenenbeirats im Bistum Aachen, Manfred Schmitz, dem Evangelischer Pressedienst (epd). „Wir wünschen uns dringend, dass wir mit der katholischen Kirche mehr in Kontakt kommen“, betonte er. Es finde zu wenig Austausch statt und viele Anliegen der Betroffenen würden nicht genügend berücksichtigt.

Deutsche Bischofskonferenz: Kein Termin für Übergabe einer Petition

Die Unterschriften gehören zu einer Petition, die die katholische Kirche zum Verzicht auf die sogenannte Einrede der Verjährung in Schmerzensgeldprozessen von Betroffenen sexualisierter Gewalt auffordert. Die Bischofskonferenz wolle die Petition jedoch nicht annehmen, sagte Schmitz. Im Tagungs-Programm der Vollversammlung von Montag bis Donnerstag im Kloster Steinfeld sei kein Termin für eine Übergabe gefunden worden.

Die Deutsche Bischofskonferenz wies die Kritik zurück. „Unser Anliegen bei einer Übergabe ist, dass die Bischöfe die Unterschriften nicht nur entgegennehmen, sondern wir dies mit einem Gespräch begleiten“, erklärte eine Sprecherin. Das sei zeitlich im Rahmen der Bischofs-Vollversammlung aufgrund der Tagesordnung nicht in angemessener Weise möglich. Den Betroffeneninitiativen sei deshalb ein alternativer Termin mit ausreichend Zeit in Bonn vorgeschlagen worden, der auch angenommen worden sei.

Betroffene: Kirche muss Verantwortung übernehmen für Missbrauchsopfer

Die Einrede der Verjährung ist ein juristisches Instrument, um die Durchsetzung von Rechtsansprüchen zeitlich zu begrenzen. Das Aktionsbündnis der Betroffeneninitiativen argumentiert, dass die Anwendung der Einrede der Verantwortung widerspreche, die die Kirche gegenüber den Opfern habe.

Im Juni 2023 hatte das Kölner Landgericht einem Betroffenen sexualisierter Gewalt ein Schmerzensgeld in Höhe von 300.000 Euro zugesprochen, obwohl der beschuldigte Geistliche bereits tot ist und die Taten aus juristischer Sicht eigentlich verjährt sind. Der Mann war in den 1970er-Jahren als Messdiener von einem Pfarrer missbraucht worden. Es war bundesweit das erste Urteil seiner Art. Das Erzbistum Köln verzichtete darauf, eine Verjährung geltend zu machen. In anderen Fällen wird dies jedoch getan.

Die Frühjahrs-Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) findet vom 10. bis 13. März erstmals im Bistum Aachen statt. An der Tagung im Kloster Steinfeld werden nach Angaben der DBK 61 Bischöfe und Erzbischöfe unter Leitung des Vorsitzenden, Bischof Georg Bätzing, teilnehmen. Im Mittelpunkt der Beratungen stehe ein Studientag zur Wirkung der vor zehn Jahren veröffentlichten Sozial- und Umweltenzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, hieß es. Weitere Schwerpunkte seien die Lage der Christen im Nahen Osten, die Ergebnisse der Weltsynode und des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland sowie die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche.