Tee aus Ceylon, wie Sri Lanka früher hieß, ist bis heute sehr beliebt. Doch nur die wenigsten wissen, unter welchen unmenschlichen Bedingungen er oft geerntet wird. Das muss nicht sein, findet das Hilfswerk Misereor.
Die katholische Hilfsorganisation Misereor stellt das Schicksal der entrechteten Teepflückerinnen in Sri Lanka in den Mittelpunkt der Fastenaktion 2025. Misereor-Bischof Stephan Burger war vor Ort und erklärt im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), wie die katholische Kirche hilft, den ausgebeuteten Menschen ihre Rechte und ihre Würde zurückzugeben. Am 9. März beginnt die Misereor-Fastenaktion, die auch für Projekte in Sri Lanka um Spenden bittet.
Frage: Herr Erzbischof, warum sollten wir aus Deutschland überhaupt auf die Situation der Hochlandtamilen in Sri Lanka aufmerksam werden?
Antwort: Weil die Arbeiter und Arbeiterinnen hier in einer modernen Form der Sklaverei gehalten werden, um für den Weltmarkt möglichst günstig Tee zu produzieren. Diese Ausbeutung besteht seit Anfang an, seit Beginn des Teeanbaus durch die Briten im Hochland der damaligen britischen Kolonie Ceylon vor genau 200 Jahren. Die Menschen werden in Abhängigkeit gehalten und ihrer Würde beraubt – bis heute.
Ähnliche Ausbeutung gibt es in vielen anderen Weltregionen. Das dürfen wir nicht einfach hinnehmen. Das Leid und die Ausbeutung der Hochlandtamilen in Sri Lanka können nicht still und ungesehen immer weitergehen.
Frage: Aber wie wirksam sind Hilfsprojekte in Sri Lanka?
Antwort: Natürlich wird Misereor die vielfach katastrophalen Zustände nicht von heute auf morgen und überall verändern können. Die Projektmitarbeiterinnen aber zeigen den Menschen, es gibt Unterstützung und Solidarität. Sie machen deutlich, wir kämpfen gemeinsam an eurer Seite für das Ziel, in kleinen Schritten aus dieser Misere herauszukommen.
Frage: Was hat Sie vor Ort bei den Gesprächen in den Elendsquartieren der Plantagenarbeiter am meisten erschüttert?
Antwort: Dass für die Menschen jeden Tag ihre gesamte Existenz auf dem Spiel steht und sie jeden Tag ums Überleben kämpfen. Die von den großen Plantagenbetreibern gezahlten Hungerlöhne von 2,50 Euro pro Tag reichen nicht zum Überleben. Sie leben in unwürdigsten Verhältnissen ohne ausreichend sauberes Wasser und in heruntergekommenen Hütten. Sie haben auch keinerlei Absicherung bei Unfällen oder Krankheit. Das alles zusammen sind menschenunwürdige Zustände.
KNA: Welche Perspektiven gibt es dann überhaupt?
Antwort: Beispielsweise engagiert sich Misereor gemeinsam mit der Caritas in Sri Lanka für die Schulbildung der Kinder auf den Teeplantagen. So gibt es Unterstützung für talentierte Kinder, die nicht auf eine weiterführende Schule gehen können, weil sie sich die paar Cent für den Schulbus nicht leisten können.
Die Projektmitarbeiterinnen vor Ort helfen den Menschen auf den Plantagen auch dabei, überhaupt erstmals eine Geburtsurkunde zu beantragen. Die Hochlandtamilen sind vielfach ihrer politischen Rechte beraubt und leben als Menschen zweiter Klasse. Das wollen wir ändern.
Frage: Was erwarten die Menschen von Deutschland? Was kann der Teekäufer hier bei uns zur Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen beitragen?