Der verpflichtende Weidezugang für Tiere im Ökolandbau stellt laut Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) eine Herausforderung dar. „Viele Ökobetriebe müssen nun zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um die bereits hohen Tierwohlstandards weiter anzupassen“, teilte sie am Donnerstag in München mit. Mit dem Aktionsprogramm „Weideland Bayern“ wolle die Staatsregierung die Weidehaltung jedoch stärken.
Eine ökologische Haltung von Rindern, Schafen, Ziegen oder Pferden ist laut Kaniber künftig ohne Weidezugang nicht mehr möglich. Dies werde leider auch dazu führen, „dass entgegen unserem politischen Ziel nach Ausweitung des Ökolandbaus nun einige Betriebe trotz großer Anstrengungen die ökologische Produktion werden einstellen müssen“. Dies gelte etwa, wenn ein Weidezugang etwa bei Innerortslagen oder viel befahrenen Verkehrswegen nicht möglich ist.
Ihr Ministerium unterstütze die Weidehaltung in Bayern, so Kaniber. Betriebe würden bei der Erarbeitung nachhaltiger Strategien begleitet. Die Ministerin riet allen betroffenen Betrieben „dringend, im Jahr 2025 mit der Umsetzung der Weidevorgaben zu beginnen“. Betroffene Betriebe würden von den Ämtern angeschrieben. „Bio“ stehe für höhere Tierwohlstandards, wozu auch der Weidezugang gehöre. Die Einhaltung der EU-Vorgabe werde jährlich überprüft.
Die EU-Richtlinien sehen eigentlich seit Jahrzehnten vor, dass Pflanzenfresser auf einer Weide grasen können müssen. Ausnahmen darf es nur aus vorübergehenden Gründen geben – etwa wegen des Bodenzustands, der Witterung, der jahreszeitlichen Bedingungen oder einer Anordnung zum Seuchenschutz. Diese Pflicht wurde von Behörden und Öko-Anbauverbänden jedoch lange großzügig ausgelegt.
Im vergangenen Jahr hat die Europäische Kommission klargestellt, dass die Weidepflicht für Ökobetriebe immer gilt. Das Pilotverfahren gegen Deutschland ist seit November beendet, und die Bundesregierung hat die Umsetzung der Regelungen zugesichert. (00/0054/09.01.2025)