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Michael Czerny – Mann für diplomatisch heikle Missionen

Der kanadisch-tschechische Kurienkardinal Michael Czerny (78) ist Jesuit und seit 2019 Kardinal. In den vergangenen Jahren betraute ihn der verstorbene Papst Franziskus mit diplomatisch heiklen Missionen. Mehrfach reiste Czerny nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine mit Kardinal Konrad Krajewski in das überfallene Land. Zuletzt war er im Februar im krisengebeutelten Libanon unterwegs.

Czerny wurde 1946 in der damaligen Tschechoslowakei geboren und wuchs in Kanada auf. Mit 18 Jahren trat er in den Orden ein und wurde 1973 zum Priester geweiht. In Lateinamerika, Afrika und Rom setzte er sich für die Soziallehre der Kirche und für soziale Gerechtigkeit ein.

2022 berief ihn Papst Franziskus zum Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde (“Präfekt des Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen”), in der er bereits seit 2017 arbeitete. In der Vatikanbehörde sind die Hälfte des Teams Frauen. Es sollten Personen eingestellt werden, so Czerny, die die Aufgaben am besten erfüllen können – unabhängig vom Geschlecht.

Bekanntheit erlangte Czerny als Migrationsexperte des Vatikans. Er forderte wiederholt eine offenere Migrationspolitik der EU sowie mehr Einsatz gegen Menschenhandel und Ausbeutung weltweit. Kritisch äußerte er sich zu einer schrankenlosen Globalisierung. Schonungslose und kurzsichtige Gewinnmaximierung ohne Rücksicht auf andere Erwägungen seien ein Missverständnis von Wirtschaft, Entwicklung und Fortschritt.

2019 machte ihn der Papst zu einem der Sondersekretäre der Amazonas-Synode. Als Franziskus zuletzt mehrere Wochen im Krankenhaus lag, gehörte der Kurienkardinal zu denen, die die Botschaften des Papstes verlasen.

Czerny trägt stets ein einzigartiges Kreuz: Dessen Holz ist aus einem zerstörten Flüchtlingsboot am Strand von Lampedusa gefertigt. Nach eigenen Worten erinnert es ihn immer daran, den nach Hilfe rufenden Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.