Artikel teilen:

Menschenhandel: Forderung nach Fachstellen bei Polizei und Gerichten

Zur besseren Bekämpfung des Menschenhandels müssten Polizei und Gerichte spezialisierte Fachstellen einrichten, fordert Doris Köhncke, Leiterin des evangelischen Fraueninformationszentrums in Stuttgart. Wo es solche Stellen gebe, etwa in Berlin, sei die Strafverfolgung deutlich erfolgreicher, sagte Köhncke laut einer Mitteilung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zum europäischen Tag gegen Menschenhandel (18. Oktober). Für die Betroffenen müsse die Politik bessere Strukturen schaffen, damit ihre theoretischen Rechte auch in der Praxis umgesetzt würden. Derzeit würden in Deutschland ein nationaler Aktionsplan und eine nationale Berichterstattungsstelle eingerichtet, sie brächten hoffentlich Verbesserungen.

Betroffene von Menschenhandel haben zwar Anspruch auf staatliche Leistungen. „Doch in der Praxis gelingt das nicht immer, etwa weil eine Ausländerbehörde nicht den entsprechenden Aufenthaltstitel erteilt oder weil die Behörden über die Zuständigkeit streiten“, sagt Köhncke. “Außerdem müssen wir eine Betroffene, die heute bei uns ankommt, sofort in Sicherheit unterbringen. Bis die Anträge mit Behörden abgewickelt sind, kann es aber dauern.

Das Stuttgarter Fraueninformationszentrum wurde 1987 gemeinsam von evangelischen und katholischen Frauen und Männern gegründet. Pro Jahr wenden sich etwa 150 Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution an die Einrichtung.

Außerdem gibt es im Südwesten zwei weitere vom Land anerkannte Fachberatungsstellen zur Unterstützung von Menschenhandelsopfern: Dies sind „FreiJa“ in Freiburg und Kehl sowie die Mitternachtsmission Heilbronn. Die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart hat für Betroffene einen Opferfonds aufgelegt. (2459/16.10.2023)