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Meiningen feiert den Theaterherzog

Das Staatstheater Meiningen widmet die kommenden beiden Spielzeiten dem Theaterherzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826-1914). Der kunstsinnige Landesherr betätigte sich an dem damaligen Hoftheater selbst als Theaterleiter, Regisseur und Bühnenbildner. Seine Inszenierungen beeinflussten nachhaltig die Entwicklung der europäischen Theaterkunst. Anlässlich seines 200. Geburtstages am 2. April kommenden Jahres stehe die neue Spielzeit in Meiningen selbstbewusst unter dem Motto „Ohne Georg kein Hollywood“, sagte Intendant Jens Neundorff von Enzberg dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Eröffnet wird die Spielzeit am 5. September mit dem Schauspiel „Die Jungfrau von Orleans“ von Friedrich Schiller (1759-1802). Das Staatstheater inszeniere damit eines der erfolgreichsten Stücke des Hoftheaters unter Georg II., sagte Neundorff.

Geplant sei, das historische Bühnenbild nach den im Original erhaltenen Plänen des Theaterherzogs mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) zu rekonstruieren. „Das Bühnenbild selbst wurde später nach St. Petersburg verkauft“, sagte der Intendant. Es auszuleihen sei aktuell unmöglich gewesen.

Im Konzertbereich werde erstmals der komplette Brahms-Zyklus von insgesamt vier Symphonien ins Programm aufgenommen. „Die vierte Symphonie ist seinerzeit in Meiningen uraufgeführt worden“, sagte Neundorff. Im Rahmen des Festivals Alter Musik Thüringen werde die Oper „Didone abbandonata“ für höfischen Glanz im Staatstheater sorgen.

Ein höfisches Fest im Frühjahr 2026 und eine Woche der jungen Regie sollen ebenfalls auf Georg II. Bezug nehmen. „Der Theaterherzog hatte es sich zur Aufgabe gemacht, unbekannte Talente zu fördern“, sagte Neundorff. Das wolle sein Haus fortsetzen.

Der Intendant bedauert, dass Thüringen den Geburtstag des Theaterherzogs nicht nutze, ein Themenjahr „Theater in Thüringen“ auszurufen. Der Freistaat habe sich für die Erinnerung an 500 Jahre Bauernkrieg entschieden. Das sei verständlich, aber auch bedauerlich.

Meiningen hänge mit seinen jährlich rund 170.000 Gästen stark von auswärtigen Besuchern ab. „Erste Reaktionen auf die Präsentation der Spielzeit 2025/26 zur Internationalen Tourismusbörse in Berlin haben gezeigt, dass das Interesse gerade an außergewöhnlichen Aufführungen groß ist“, sagte Neundorff. Das Meininger Staatstheater werde deshalb mit örtlichen Kulturträgern, Museen und der Stadt zusammenarbeiten, um an den „geistig herausragendsten Vertreter“ des Hochadels im zweiten deutschen Kaiserreich würdig zu erinnern.