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Mediziner zur Organspende: “Hürden in den Köpfen beseitigen”

Lunge oder Herz spenden, obwohl man gar nicht tot ist? Diese Fehldiagnose sei ausgeschlossen, sagt der Internist Bernhard Krämer. Er beobachtet hierzulande viele falsche Vorstellungen rund um die Organspende.

Den Deutschen mangelt es nach den Worten des Internisten Bernhard Krämer beim Thema Organspende auch an Selbstlosigkeit. Es sei hierzulande “nicht so verbreitet, dass ich etwas tue, um einem anderen Menschen zu helfen. In den USA beispielsweise ist das viel selbstverständlicher”, sagte er in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zudem hätten viele Menschen hierzulande komplett falsche Vorstellungen davon, was eine Organspende bedeute.

So gebe es etwa große ethische Vorbehalte, dass die Selbstbestimmung des Verstorbenen gefährdet sein könne. “Dabei ist Voraussetzung, dass die Person zu Lebzeiten einer Spende zugestimmt hat oder dass Angehörige aus Gesprächen eine positive Einstellung des Verstorbenen zur Organspende ableiten können”, sagte Krämer, der tausende Organtransplantationen begleitet hat.

Viele fürchteten zudem, Organe könnten entnommen werden, wenn der Patient noch nicht tot sei. “Das ist absolut ausgeschlossen. In Deutschland müssen zwei Ärzte unabhängig voneinander den Hirntod feststellen. Fehldiagnosen sind nicht möglich”, so der Fachmann.

Der Mediziner plädierte dafür, die seit Jahren diskutierte Widerspruchsregelung in Deutschland einzuführen. Danach wären alle Menschen potenzielle Spender, die nicht aktiv widersprechen.

“Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Dann müssten die Menschen aktiv werden, wenn sie keine Organe spenden wollen. Jetzt müssen sie aktiv werden und sich einen Ausweis besorgen und ausfüllen, wenn sie Organspender werden möchten.” Darüber hinaus sei grundsätzlich eine andere Haltung nötig, sagte der Arzt. “Auch die Hürden in den Köpfen müssen beseitigt werden.” Der Mangel an Organen habe dazu geführt, “dass wir in Deutschland noch Organe transplantieren, die in Spanien aussortiert würden.”