Bei der letzten Papstwahl 2013 spielten Soziale Medien noch keine ganz große Rolle. Heute aber sind TikTok, Instagram und Co. auch rund ums Konklave präsent. Wie wirkt sich das aus – im Vorfeld und bei der Wahl selbst?
Nach Ansicht der katholischen Medienethikerin Claudia Paganini befeuern Soziale Medien die Gerüchteküche vor der Papstwahl und sorgen für größere Aufmerksamkeit. Doch die Wahl selbst im Konklave dürften sie kaum beeinflussen, sagte sie dem Kölner katholischen Internetportal domradio.de (Dienstag): “Die Kardinäle sind alle Persönlichkeiten, die aus einer Vor-Social-Media-Zeit kommen, sie sind ohne Social Media sozialisiert. Sie bilden sich ihre Meinung auf andere Weise.”
Im Vorfeld allerdings würden die Sozialen Medien sicher dazu beitragen, die immer schon üblichen Gerüchte zu verstärken, fügte die Expertin hinzu: “Bei den alten Gerüchten, die man immer schon rund um eine Papstwahl erzählt hat, geht es hauptsächlich um Gesundheit oder mangelnde Gesundheit von Papstkandidaten. Das liegt daran, dass es in der Regel ältere Herren sind, die zur Wahl stehen.”
Neu hinzu kämen jetzt zum Beispiel Videos – etwa zu zwei Kardinälen, denen durchaus Chancen eingeräumt werden im Konklave: Zum einen sei zu Kardinal Tagle aus Manila ein Video aufgetaucht, wo er bei einem Jugendgottesdienst das ja durchaus religionskritische Lied “Imagine” von John Lennon singt: “Dieser Ausschnitt ist viral gegangen, weil er grundsätzlich als fortschrittlicher Kandidat gilt und sogar bei seinen eigenen Anhängern für Kritik sorgt.”
Zum zweiten kursiere von Kardinal Pizzaballa aus Jerusalem ein Video, das ihn mit einem Palästinensertuch zeige, ergänzte Paganini: “Ohne Kontextualisierung könnte man nur über die Message des Bildes meinen, dass es ein Zeichen für einen antisemitisch eingestellten Papstkandidaten ist. Für eine adäquate Einordnung fehlt aber die Information, dass es sich bei ihm um den Patriarchen von Jerusalem handelt und er einfach den Schal, also die Kufiya der christlichen Gläubigen dort trägt, die Palästinenser sind.”
Hier gebe es von interessierten Seiten immer wieder auch Versuche, durch bestimmte Inszenierungen oder durch das Weglassen von Informationen Vorwürfe gegen mögliche Papstkandidaten zu streuen. Wie sich das am Ende auswirke, hänge auch von der Medienkompetenz der einzelnen Kardinäle ab, betonte die Medienethikerin: “Manche nutzen die Social-Media-Kanäle recht geschickt, um sich selber zu inszenieren, andere bleiben traditionell zurückhaltend oder lehnen Social Media ab. Wiederum andere agieren auch eher ungeschickt.”