Mehrere tausend Menschen haben Samstag im sächsischen Riesa gegen den AfD-Bundesparteitag protestiert. Die Polizei sprach von rund 10.000 Demonstranten, das bundesweite Bündnis „widersetzen“ als Initiator der Proteste von mehr als 12.000. Der Zusammenschluss aus linken und zivilgesellschaftlichen Gruppen, Gewerkschaften und Kirchen wertete die Protestaktionen am Samstagabend als Erfolg. Auch die Polizei zog eine positive Bilanz. Das erklärte Ziel, dass der Parteitag stattfinden könne, sei erreicht worden, erklärte der Dresdner Polizeipräsident Lutz Rodig. Zugleich habe die Polizei den Protest in Sicht- und Hörweite ermöglicht. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) sprach von einem „extrem anspruchsvollen Einsatz“.
Das Bündnis hatte vorab erklärt, Ziel sei es, den AfD-Parteitag mit friedlichem Protest zu verhindern. Einzelne Gruppen von Demonstranten waren deshalb bereits in der Nacht und in den frühen Morgenstunden aus dem ganzen Bundesgebiet angereist und blockierten zunächst die Zufahrtsstraßen in die Stadt und zu der Veranstaltungshalle „WT Arena“, wo der Parteitag stattfinden soll.
Später konzentrierten sich die Aktionen auf den Innenstadtbereich der sächsischen Kleinstadt zwischen Dresden und Leipzig. Eine Demonstration und Kundgebung unweit der Arena versammelte mehr als 6.000 Teilnehmer.
Die sächsische Polizei war nach eigenen Angaben mit Einsatzkräften aus zehn weiteren Bundesländern und der Bundespolizei vor Ort. Wegen der Blockaden konnte der Parteitag, auf dem die AfD-Partei- und Bundestagsfraktionsvorsitzende Alice Weidel zur Spitzenkandidatin der vorgezogenen Bundestagswahl gekürt wurde, erst mit zweistündiger Verspätung beginnen.
Die Polizei ging zum Teil mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Blockierer vor. Im Einsatz waren nach Polizeiangaben auch Drohnen und ein Polizeihubschrauber. Zudem wurden Wasserwerfer und Räumpanzer aufgefahren.
Eine Sprecherin des Bündnisses „widersetzen“ warf den Beamten vor, die Situation zwischenzeitlich unnötig eskaliert zu haben. Laut Beobachtern vor Ort kam es verschiedentlich zu Ingewahrsamnahmen von Demonstranten. Die Polizei meldete am Samstagnachmittag sechs leicht verletzte Kollegen und bislang 34 registrierte Straftaten. Ermittelt werde unter anderem wegen Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Nötigung und Sachbeschädigung.
Kritik gab es an einem Vorfall mit dem sächsischen Linken-Abgeordneten Nam Duy Nguyen. Dieser sei, obwohl er sich als „Parlamentarischer Beobachter“ ausgewiesen habe und eine entsprechende Warnweste trug, von Polizisten zusammengeschlagen worden und zwischenzeitlich bewusstlos gewesen, teilte seine Partei mit. Ein Begleiter sei im Gesicht verletzt worden.