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Marx: Gott sollte nicht durch weltliche Ideologien ersetzt werden

Der Tod Jesu am Kreuz bedeutet laut Kardinal Marx nicht das Ende. Dass Gott in den Abgrund der Sünde der Welt hineingegangen sei, stelle auch einen Wendepunkt dar, der neu hoffen lasse.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat in seiner Botschaft zu Karfreitag davor gewarnt, die Leerstelle, die in einer Gesellschaft ohne Gott entstünde, durch weltliche Ideologien zu füllen. Die Gesellschaft dürfe nicht beim Tod Gottes stehenbleiben, der sich mit dem Sterben Jesu am Kreuz vollziehe, erklärte der Erzbischof von München und Freising: “Es wäre eine Leerstelle, wenn es nur beim Karfreitag bliebe. Denn dann hätten wirklich Gewalt und die Durchsetzung der Macht, auch mit ungerechten Mitteln, das letzte Wort.”

Nach Ansicht von Marx ist die Gefahr, dass ein scheinbar abwesender Gott durch Verschwörungstheorien, Nationalismen, selbst gemachte Träume, Herrschaftsfantasien einer Klasse oder eines Volkes ersetzt wird, nicht gebannt: “Die Gefährdungen bleiben, und sie hängen zusammen mit der Vorstellung des gekreuzigten Gottes am Karfreitag, auf den dann eben kein Ostern folgt, keine Auferstehung, keine lebendige Erfahrung eines Gottes, der den Tod endgültig besiegt.” Der Blick auf das Kreuz zeige, dass Gott in den Abgrund der Sünde der Welt hineingegangen sei – bis zum Tod. “Aber dieser Abstieg ist eben auch der Wendepunkt, der uns neu hoffen lässt.”

Eine Gesellschaft, die Gott als eine Leerstelle begreife, sei versucht, sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen und alles selbst machen zu müssen, gab der Kardinal zu bedenken. “Das ist ein Irrweg. Denn: Wir sind nicht Gott!” Marx spricht am Vormittag des Karfreitags (18. April) beim “Kreuzweg der Völker” auf dem Münchner Marienplatz. Nachmittags steht er der Feier vom Leiden und Sterben Christi im Münchner Liebfrauendom vor.