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Margot Käßmann wirbt für einen positiven Blick auf das Alter

Margot Käßmann (65), evangelische Theologin und Buchautorin, wirbt für einen positiven Blick auf das Alter. “In unserer Gesellschaft ist das Alter sehr negativ besetzt”, beklagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland in der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. “Alle möchten jung aussehen. Keiner möchte alt sein oder alt werden.” Sie müsse oft lachen, wenn Großmütter in Bilderbüchern “mit Krückstock und weißem Dutt” dargestellt würden. “Das wirkt so, als seien sie hilfsbedürftig und zu nichts mehr nütze.”

Mit 54 Jahren erstmals Großmutter zu werden, habe sie als “Krönung des Lebens” empfunden, bekannte Käßmann. Ein großer Vorteil von Großeltern sei es, tatsächlich Zeit zu haben für die Kinder. “Oma und Opa sind ganz für die Kinder da, während Mutter oder Vater beim Spielen immer noch daran denken, was erledigt werden muss.”

Zugleich räumte die Theologin, deren Buch “Kostbare Zeit – Das Buch für Großeltern” vor kurzem erschienen ist, ein, dass es Konflikte zwischen Eltern und Großeltern geben könne. Es gelte deswegen, offen die eigenen Erwartungen zu formulieren und zu diskutieren. “Die einen Großeltern wollen ganz viel Zeit mit dem Kind verbringen, das ist den Eltern vielleicht zu viel. Und andere Eltern wollen, dass die Großeltern sie im Alltag stark entlasten. Und das ist denen vielleicht wiederum zu viel.”

Erst bei der Recherche zu ihrem Buch sei ihr bewusst geworden, dass es in Deutschland 20 Millionen Großeltern gebe. “Jeder vierte Deutsche hat also Enkelkinder.” Diese Großeltern erbrächten in der Regel eine “enorme Betreuungsleistung, gerade in Zeiten, in denen die Kitas komplett überlastet sind”. Das werde gesellschaftlich kaum anerkannt, sei aber zugleich für viele Menschen ein Riesenthema, betonte Käßmann.