Berlin. Die Theologin Margot Käßmann ist gegen Änderungen am Vaterunser. "Ich bin dafür, das Vaterunser zu belassen, wie es ist. Es geht wohl wirklich auf Jesus selbst zurück", schrieb die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einer Kolumne für "Bild am Sonntag". Sie reagierte damit auf Überlegungen von Papst Franziskus, der den Passus "Und führe uns nicht in Versuchung" in dem Gebet kritisiert hatte. Zuvor hatte bereits die EKD die gängige Übersetzung des Vaterunsers verteidigt, wie sie in der Luther-Bibel 2017 enthalten ist.
"Wenn wir anfangen, Änderungen zu diskutieren, gibt es unzählige Kommissionen, Vorschläge, Auseinandersetzungen. Lassen wir besser das eine gemeinsame Gebet der Christenheit wirken", mahnte Käßmann, die noch bis zum nächsten Jahr als EKD-Reformationsbotschafterin tätig ist. "Wir können diesem Gebet vertrauen, wie unsere Väter und Mütter im Glauben seit vielen Generationen", betonte die Theologin in ihrer Kolumne.
Was der Papst kritisiert
Papst Franziskus hatte im italienischen Fernsehen Kritik an dem deutschen Gebetstext geäußert. Er vertrat laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung die Auffassung, nur Satan führe in Versuchung. Es sei "nicht Gott, der den Menschen in die Versuchung stürzt, um dann zuzusehen, wie er fällt". Der Papst soll die verbindliche Umformulierung begrüßt haben, die die französische Kirche unlängst vorgenommen habe. In jeder französischen Messe auf der ganzen Welt werde nun gebetet: "Und lass uns nicht in Versuchung geraten".
In der Luther-Bibel 2017 heißt es sowohl im Evangelium des Matthäus wie auch im Evangelium des Lukas: "Und führe uns nicht in Versuchung." Die EKD teilte auf ihrer Facebookseite mit: "Dabei bleiben wir auch." Die Luther-Bibel 2017 wurde anlässlich des Reformationsjubiläums neu überarbeitet.