Berlin – Das bayerische Innenministerium will offenbar nicht überprüfen, ob in öffentlichen Verwaltungsgebäuden in Zukunft tatsächlich Kruzifixe angebracht werden. Der Begriff „Kreuz-Erlass“ sei „irreführend“, sagte Ministeriumssprecher Oliver Platzer dem Magazin „Focus“. Es handle sich lediglich um die Ergänzung der allgemeinen Geschäftsordnung für Behörden. Ähnlich hatte Platzer sich bereits vor Inkrafttreten des Erlasses geäußert, demzufolge seit dem 1. Juni in Bayern in Behördeneingängen ein Kreuz zu hängen hat „als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns“. Theater und Museen sind davon ausgenommen. Platzer erklärte, es gebe keine Pläne, die Anbringung von Kruzifixen systematisch zu erfassen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Behördenleiter an die Geschäftsordnung halten", so der Sprecher. „Aber wir haben nicht vor, das zu kontrollieren.“
Das bayerische Kabinett hatte den Erlass auf Anregung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im April beschlossen (UK berichtete). Die Entscheidung wurde auch von Kirchenvertretern kontrovers beurteilt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte der „Zeit“ dazu: „Es wäre besser gewesen, man hätte vorher mit allen gesellschaftlichen Gruppen, auch den Atheisten oder Vertretern anderer Religionen, gesprochen – damit sie verstehen können, wofür das Kreuz steht, und dass es ein Zeichen ist, das verbinden kann im Blick auf die Würde jedes Menschen.“ KNA
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