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Los Angeles war immer auch schon eine Metropole der Proteste

US-Präsident Trump sieht Los Angeles nach tagelangen Protesten vor dem Untergang; die Menschen vor Ort sprechen von friedlichen Demos. Tatsache ist: In der Metropole gibt es eine gewisse Tradition des Widerspruchs.

Seit tagen gehen die Menschen in Los Angeles auf die Straßen. Sie demonstrieren gegen die Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump. Der beordert Nationalgarde und Militär nach Kalifornien. Die Großstadt kann auf eine lange Geschichte von Protesten gegen Rassendiskriminierung und soziale Ungerechtigkeit zurückblicken. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt einige Schlüsseldaten.

Die Unruhen in dem Stadtviertel Watts dauern vom 11. bis zum 16. August 1965. Sie beginnen damit, dass ein junger schwarzer Mann von der Polizei in einer Kontrolle angehalten wird und einen Alkoholtest machen soll. Als dieser zuungunsten von Marquette Frye ausgeht, wird er verhaftet und das Auto beschlagnahmt. Die Situation eskaliert sehr schnell. Der Polizeichef fordert daher die Armee an. Die Unruhen fordern 34 Todesopfer, über 1.000 Verletzte, fast 4.000 Festnahmen und hohe Sachschäden.

Der Grund für die schnelle Eskalation liegt einerseits in der Wut über die rassistischen und übergriffigen Praktiken des Los Angeles Police Department gegenüber der schwarzen Bevölkerung sowie andererseits in der Diskriminierung am Arbeitsplatz, Wohnsegregation und Armut in Los Angeles.

Im März 1968 kommt es in den östlichen Stadtvierteln von Los Angeles zu einem Protest gegen die Ungerechtigkeiten im öffentlichen Bildungswesen. Dort leben vor allem Amerikaner mexikanischer Herkunft (Chicanos), die in Schulen unterrichtet werden, deren Ausstattung miserabel ist. Gleichzeitig wird ihnen der Zugang zu höherer Bildung verwehrt.

Die Proteste in diesen Stadtvierteln haben eine große Auswirkung auf die Bürgerrechtsbewegung im Allgemeinen und helfen im Besonderen den Weg für die Chicano-Bewegung zu ebnen, die für bessere Rechte der Latinos kämpft.

Die Unruhen beginnen am 29. April 1992, nachdem vier Polizeibeamte freigesprochen wurden, die den Afroamerikaner Rodney King im Vorjahr bei einer Polizeikontrolle mit Stöcken geschlagen hatten. Filmaufnahmen dieses Vorgangs werden auch im Fernsehen gezeigt.

Während sich zunächst die Wut der afroamerikanischen Bevölkerung in Los Angeles in Ausschreitungen äußert, weiten sie sich auf andere Gruppen aus und führen zu Plünderungen. US-Präsident George H.W. Bush schickt unter Berufung auf das Aufstandsbekämpfungsgesetz (Insurrection Act) die Nationalgarde, die Armee und die Marines nach Los Angeles. Insgesamt sterben 63 Menschen, über 2.000 wurden verletzt. Der Schaden wird mit mehr als einer Milliarde US-Dollar beziffert.

Am 25. Mai 2020 kommt der Afroamerikaner George Floyd bei einer Polizeikontrolle in Minneapolis ums Leben, nachdem der Polizist Derek Chauvin neun Minuten lang auf Floyds Hals kniete. Weil der Vorfall gefilmt wird, verbreitet er sich schnell im Internet und sorgt weltweit für Empörung.

Floyds Tod löst massive Demonstrationen gegen Polizeibrutalität und systemischen Rassismus in allen 50 US-Bundesstaaten und in vielen Ländern aus. Im Zuge der Proteste kommt es auch zu Ausschreitungen, Plünderungen und Zusammenstößen mit der Polizei – so auch in Los Angeles. Die Städte verhängen Ausgangssperren, und in mehreren Bundesstaaten wird die Nationalgarde eingesetzt.